Grabungsberichte 2014 bis 2025

ID: LBWI-66429-10; Bezirk: Leibnitz; Gemeinde: Wildon; KG: Unterhaus; Gst. Nr.: .1, 10/1, 10/2; Flur: Schlossberg Wildon


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Untersuchung 2024 Altwildon

Iris Koch, Levente Horváth
MNr.: 66429.24.02; Durchführungszeitraum: 18.06.2024 – 31.12.2024

Im Rahmen einer zweiwöchigen Lehrgrabung der Universität Graz (Institut für Antike) in Kooperation mit dem Kulturpark Hengist wurde in der Burgruine Alt-Wildon (OG Wildon, KG Unterhaus, Parzelle 10/2) eine Grabungskampagne durchgeführt. In der bedeutenden Burgruine am westlichen Rand des Wildoner Schlossbergs fanden bereits seit 1985 mehrere Ausgrabungen des Landesmuseum Joanneums (heute Universalmuseum Joanneum) statt, zuletzt wurden durch den Kulturpark Hengist 2015 und 2017 Grabungen durchgeführt. Nach dem derzeitigen Forschungsstand wurde die Burg Alt-Wildon spätestens im 12. Jh. errichtet. Im ausgehenden Mittelalter bzw. in der beginnenden Neuzeit dürfte dann der Verfall eingesetzt haben. 

Im Zuge der diesjährigen Grabungskampagne wurden im nördlichen Bereich der Burganlage zwei Schnitte angelegt (S14, S15). Mit S14 wurden die Arbeiten in nicht fertig ergrabenen und noch offen liegenden Grabungsschnitten der 1990er Jahre fortgesetzt. Der Bereich liegt unmittelbar an der nördlichen Ringmauer, westlich eines langrechteckigen Gebäudes, das wahrscheinlich im (frühen) Hochmittelalter errichtet wurde. S15 wurde im nördlichen Drittel dieses Gebäudes angelegt. 

Die Ausgangslage in S14 war sehr inhomogen, da hier die Altgrabungen in unterschiedlichen Tiefen gestoppt hatten. In der Westhälfte hatte ein Altgrabungsschnitt teilweise den anstehenden Felsen (Leithakalk) freigelegt und ein bis zu 1,70 hohes Profil erzeugt, in der Osthälfte hatte man in deutlich geringerer Tiefe gestoppt. Im Zuge der Grabung 2024 wurde das alte Westprofil neu dokumentiert. Außerdem wurde entlang des Profils eine 2 x 1 m große Sondage angelegt, in der eine bis auf wenig organisches Material fundleere Bruchsteinschicht erreicht wurde. Die darüberliegenden Schichten enthielten mittelalterliche Keramik. In der Osthälfte von S14 wurde eine Mauer dokumentiert, die in ihrem weiteren (südwestlichen) Verlauf schon durch die Altgrabungen angetroffen worden war. Es handelt sich um eine ca. 0,8 m breite Bruchsteinmauer in Mörtelbindung. Sie kann frühestens im (frühen) Spätmittelalter entstanden sein, die genauere Zeitstellung wäre im Rahmen einer Weiterführung der Grabungen zu klären. Die älteste flächig dokumentierte (noch nicht abgetragene) Schicht (SE 246) in der östlichen Hälfte von S14 ist von Brandgeschehen gezeichnet (Asche, Holzkohle, hitzegerötetes Material). Von ihrer Oberfläche stammt spätmittelalterliche Keramik (ca. 14. Jh.). Darüber lagen einige Schuttschichten, die Mörtel, Bruchsteine und eine große Menge an Keramik und Tierresten enthielten. Aufgrund der Zusammensetzung wird es sich dabei um Mauerversturz (teils wohl umgelagert, teils in situ) und um Küchen- und Speiseabfälle handeln. Die Keramik hat ihren Schwerpunkt im 14. Jh. Zu dieser Zeit scheint das betroffene Areal Entsorgungszwecken gedient zu haben. Entlang der Gebäudemauer, in einem Abstand von ca. 25 cm parallel zu dieser, wurde außerdem eine Steinreihe aus mindestens 7 großen, hochkant aufgestellten Bruchsteinen dokumentiert. In der nördlichen Verlängerung der Steinreihe lag ein beckenförmig behauener Quader mit Ausguss. Als Interpretation der Steinreihe scheint eine Art Entwässerungsrinne denkbar, zumal es sich bei dem Areal im Mittelalter wohl um einen offenen Hofbereich gehandelt hat. Die durch die Steinreihe begrenzte Rinne wurde frühestens im fortgeschrittenen Spätmittelalter und wohl nicht vor dem 15. Jh. (fertig) verfüllt. Die jüngste nicht-rezente Schicht in S14 war von Holzkohle und verziegeltem Lehm geprägt. Es handelt sich offenbar um den Rest einer 1994 freigelegten, aber nicht abgetragenen Struktur, die als abgebranntes Holzgebäude gedeutet wurde und für die nun eine frühestens spätmittelalterliche Datierung feststeht.

In Bereich von S15 wurde durch das Landesmuseum Joanneum in den 1990er Jahren Schutt abgetragen, die begrenzenden Mauern freigelegt und saniert, tiefer liegende Schichten waren durch diese Arbeiten aber nicht betroffen. Nach dem Abtrag des rezenten Humus wurden Ablagerungen, die auffallend viele Keramikfragmente des 14. Jhs. enthielten, abgetragen. Unter einer Schuttschicht konnte unmittelbar an der Innenseite der Ringmauer, an die das langrechteckige (hochmittelalterliche) Gebäude angesetzt wurde, ein Ofen dokumentiert werden (wahrscheinlich ein Backofen). Unmittelbar neben dem Ofen wurde an der östlichen Schnittkante noch eine weitere Bruchsteinmauer in Lehmbindung erfasst, die ebenfalls an die Ringmauer angesetzt war. Von der Mauer sind nur mehr zwei Lagen erhalten, die Funktion ist zurzeit noch unklar. Die Mauer und der Ofen setzen auf einer massiven Aufschüttung auf, die auch Schuttmaterial enthielt. Diese Schicht konnte im Zuge der diesjährigen Grabung nicht vollständig abgetragen werden, anhand des geborgenen Fundmaterials lässt sie sich aber in das 14. Jh. stellen.

Alle in S15 erfassten Befunde sind stratigrafisch jünger als die Ringmauer und das sie angebaute langrechteckige Gebäude. Die erfassten Niveaus inklusive des Ofens dürften aus einer Zeit stammen, als hier kein intakter (insbesondere kein überdachter) Innenraum mehr bestand. Wahrscheinlich wurde das Gebäude im 14. Jh. oder früher aufgegeben. Das ehemalige Innenniveau wurde mit Planiermaterial/Schutt aufgefüllt und darauf die Mauer in Lehmbindung und der Ofen errichtet. Der Nutzung und der Verfall dieser Strukturen lassen sich ebenfalls in das 14. Jh. stellen. Die Fundsituation spricht dafür, dass das Areal im weiteren Verlauf des 14. Jhs. zur Ablagerung von Abfall genutzt wurde. Einige der jüngsten Funde könnten eventuell schon in das beginnende 15. Jh. datieren.

Das Fundmaterial der diesjährigen Grabung umfasst eine große Menge Keramik und Tierreste. Dazu kommen Metallfunde (Eisen, Buntmetall, Blei), Glas etc. Das keramische Fundmaterial ist weitaus überwiegend spätmittelalterlich. Nur wenige Fragmente lassen sich in die Prähistorie (Bronzezeit, Hallstattzeit), in römische Zeit, das Früh- und Hochmittelalter und die (frühe) Neuzeit datieren.

Literatur
Koch, Horváth 2024:
Iris Koch, Levente Horváth, Bericht zur Grabung Burganlage Alt-Wildon 2024 (pdf)
Koch, Horváth 2025: Iris Koch, Levente Horváth, Neue Ausgrabungen in der Burgruine Alt-Wildon, Hengist Magazin 1/2025, 8–11.

FRIES 2017: OLIVER FRIES, Entwicklung des hochmittelalterlichen Mauerwerks am Beispiel der Wachau und des südlichen Waldviertels. Regionale Tendenzen und überregionale Entwicklungen, Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 33, 2017, 33–48.
GUTJAHR – KARL – OBERSTEINER 2018: CHRISTOPH GUTAHR – STEPHAN KARL – GERNOT PETER OBERSTEINER, Hengist Best Of. Führer zu den archäologischen Fundstellen und Baudenkmalen in der Region Hengist. Hengist-Magazin Sonderband 1/2018, Graz 2018.
KRAMER 1992: DIETHER KRAMER, Bemerkungen zur Mittelalterarchäologie in der Steiermark. 1. Teil: Burgenarchäologie und Hengistburgfrage, Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark 83, 1992, 41–83.
MERKER 2007: GUNHILT MERKER, Die Feuerungsanlagen 1 – Die Backöfen. In: CLAUDIA THEUNE, „das dorff pagerem“. Die mittelalterliche Wüstung Pagram bei Frankfurt (Oder), Arbeitsberichte zur Bodendenkmalpflege in Brandenburg 17, Wünsdorf 2007, 29–36
MORAVI 2012: JÜRGEN MORAVI, Der steinerne Burgenbau des Hochmittelalters in der Steiermark. In: Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern e.V. (Hrsg.), Burgen im Alpenraum, Forschungen zu Burgen und Schlössern 14, Petersberg 2012, 11–23.
MURGG 2021: WERNER MURGG, Burgruinen der Steiermark. Mit Plänen von Martin Aigner, Gerhard Reichhalter und Heinrich Reichhalter sowie archäologischen Beiträgen von Manfred Lehner2, Fundberichte aus Österreich Materialhefte Reihe B Band 2, Wien 2021.
KÜHTREIBER 2006: THOMAS KÜHTREIBER, Handwerksgeschichtliche und ideologische Aspekte mittelalterlichen Mauerwerks am Beispiel Ostösterreichs. In: WALTER MELZER (Hrsg.), Mittelalterarchäologie und Bauhandwerk, Soester Beiträge zur Archäologie 6, Soest 2006, 187–209.
TIEFENGRABER 2018: GEORG TIEFENGRABER, Der Wildoner Schlossberg. Die Ausgrabungen des Landesmuseums Joanneum 1985–1988. Teilband 1: Text, Schild von Steier. Beiheft 7, Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark 80, Graz 2018.

 

 

Untersuchung 2017 Altwildon

Christoph Gutjahr, Maria Mandl
MNr.: 66429.17.01; Durchführungszeitraum: 01.05.2017–31.10.2017

Bereits im Jahr 2015 wurden unter anderem in den noch offenen zwei Altschnitten S2 und S6 der Ausgrabungen des damaligen Landesmuseums Joanneum (Grabungskampagnen 1985–1994) archäologische Untersuchungen vorgenommen, die in der diesjährigen Kampagne ihre Fortführung fanden. Der Baggerschnitt S6 östlich des Bergfrieds wurde gesäubert und das Dokumentationsniveau und die Profile der Altgrabung aufgenommen (Der Baggerschnitt wurde irgendwann zwischen 1985 und 1988 angelegt. Freundliche Mitteilung M. Roscher, Wildon.). Im selben Jahr wurde der Altschnitt S2 an der Nordwestecke des Turnierplatzes nach Norden hin erweitert (S11) (Gutjahr und Trausner 2015, 375–377).

In der Kampagne von 2017 konnten in Schnitt 6 durch das Abtragen ungestörter Schichten – soweit es die Arbeitssicherheit zuließ – u. a. zwei weitere Mauerzüge festgestellt werden. Die Untersuchungen am Rand des Turnierplatzes (S2 und S11) förderten eine Stützmauer/Umfassungsmauer und Planierschichten mit zahlreichen Funden zutage. Im Westen der Anlage, unterhalb der Ruinen der im 17. Jahrhundert errichteten Johannes-Kapelle, wurde auf einem Sporn ein neuer Schnitt (S13) angelegt, um an dieser Stelle allfällig erhaltene prähistorische Siedlungsreste abzuklären.

Topografie
Die Marktgemeinde Wildon (Bez. Leibnitz) liegt zirka 20 km südlich von Graz in typischer Klausenlage an der Mündung der Kainach in die Mur am Fuß des 450 m hohen Schlossberges. In Wildon befand und befindet sich einer der wenigen Übergänge über die Mur, die die West- und die Oststeiermark verbinden. Der Kalkfelsen des Wildoner Schlossberges stellt gemeinsam mit dem Buchkogel einen markanten, in West–Ost Richtung verlaufenden Höhenzug dar, der das Grazer Feld im Norden vom ausgedehnten Leibnitzer Feld im Süden trennt. Durch den heutigen Ort führt die alte Reichsstraße, einst der wichtigste Nord–Süd Verkehrsweg des Landes. Das heutige Erscheinungsbild des zirka 300 m langen und knapp 80 m breiten Gipfelplateaus des Schlossberges wird von den Ruinen der mittelalterlichen Burgen Altwildon am Westsporn und Neuwildon (1260 „novum castrum“) im Ostteil des Berggipfels sowie dem dazwischen liegenden sog. Turnierplatz mit einer Größe von rund 85 x 30 m geprägt. Den Aufweg zum Bergplateau sperrten ursprünglich auf halber Höhe die beiden kleinen mittelalterlichen Burgen (Türme) Ful und Hengst, von denen sich Reste am nördlichen Schlossberghang erhalten haben. Zahlreiche Siedlungsterrassen an den Abhängen des markanten Inselberges dürften aus der Urnenfelderzeit stammen, einer von zahlreichen Perioden, in der der Schlossberg zusammen mit dem Buchkogel sicherlich eine zentralörtliche Funktion innehatte.

Schnitt 6 (S6)
Der seitens des damaligen Landesmuseums Joanneum mit dem Bagger anfangs der 1990er Jahre ausgehobene Schnitt S6 (Abb. 2; L. 14,00 m, B. 3,00 m, T. 1,50 m) liegt unmittelbar am östlichen Fuß des Wohnturmes. Bereits in der Kampagne von 2015 zeigten sich in den Profilen des Schnittes (Profil 1 und Profil 2 im Süden und Profil 4 im Norden) mehrere durch den Bagger gekappte Mauerzüge (von West nach Ost: M14: SE 71, SE 191-IF; M15: SE 72, SE 192-IF; M12: SE 58, SE 189-IF; M13: SE 115, SE 190-IF; M16: SE 87, SE 193-IF; M11: SE 48, SE 188-IF). 2017 konnten drei weitere Mauern freigelegt werden, die dem rezenten Eingriff nicht zum Opfer gefallen waren. Die annähernd Nord–Süd verlaufende Mauer 19 (M19: SE 210) war nur mehr in zwei Lagen erhalten. Blöcke aus Kalkstein (0,50 x 0,30 m) im Lehmverband mit kleineren Füllsteinen aus Kalkbruch sind an der Ostseite zu erkennen gewesen. Ein überhängender Felsbrocken ließ es nicht zu, die Westseite der Mauer zu erkunden. Sehr wahrscheinlich handelt es sich dabei aber um ein Blendmauerwerk, das dem Fels mit dem spätmittelalterlichen Wohn- und Wehrturm (sog. Römer- oder Heidenturm) vorgelagert war. Gestört wird diese von einer vermutlich Ost–West verlaufenden Mauer (M20: SE 212) aus Kalkbruchsteinen im Mörtelverband. Östlich der Mauer 19 verläuft eine weitere Mauer (M21: SE 216) durch den Grabungsschnitt, die eine deutliche Biegung nach Osten aufweist. Auch hier liegen die Blöcke (bis zu 0,90 m im Durchmesser) in einer lehmigen Matrix mit kleineren Bruchsteinen. Die Ostseite wird teilweise von der jüngeren Mauer 12 überbaut und konnte auch im Planum aus Gründen der Arbeitssicherheit nicht untersucht werden. Die Mauer 19 setzt auf einer kompakten Planierschicht (SE 220) aus Lehm mit Kalkbruchstücken auf, diese überlagert wiederum einen Brandhorizont (SE 114), der zahlreiche Keramikfragmente aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts enthielt. Die durchschnittlich 0,20 m mächtige Brandschicht besteht zum größten Teil aus Holzkohle und Asche, die mit lehmigen Kalksteinbruchstücken durchsetzt ist. Stratigraphisch liegt sie über der Mauer 21. Die schon 2016 dokumentierte zweiphasige Lehmauflage (SE 57 und SE 116) zwischen den Mauern 12 und 16 liegt auf einer lockeren Schüttung aus Kalkbruchsteinen (SE 203) auf. Eine Interpretation als Lehmboden, im Sinne eines Begehungshorizontes in einem Wohnbereich etc., scheint daher unwahrscheinlich. Der Boden würde mit dieser Unterlage der ständigen Belastung nicht lange standhalten.

Der Befund konnte weder im Profil noch in der Fläche weiterverfolgt werden, eine Interpretation als Kalkbrennofen wird daher mit dem Verweis auf den geringen ergrabenen Ausschnitt mit einem sehr großen Fragezeichen versehen. Der Schnitt 6 liegt am Ausgang des Nord–Süd orientierten westlichen Abschnittsgrabens. Es ist daher zu vermuten, dass ein Großteil der hier aufgedeckten Mauern der Befestigungsanlage von Alt-Wildon zuzurechnen ist.

Schnitt 11
Die Schnitte S2 und S11 befinden sich an der Nordwestecke des Turnierplatzes.

Vorab wurden die Wurzelstöcke der bereits im Jahre 2015 gefällten Bäume entfernt. Ein Wurzelstock befand sich direkt auf dem ‑ durch Hangerosion stark gefährdeten ‑ eingezogenen Mauereck aus gemörtelten und unbehauenen Kalksteinblöcken (M18, SE 165, SE 170-IF). Die Mauer 18 setzt auf einer Steinlage aus unbehauenen, großen Kalksteinblöcken (SE 167) auf. Dabei handelt es sich vermutlich um eine Stützmauer, die zusammen mit der Mauer 18 den Turnierplatz nachweislich im Westen gegen das abfallende Gelände abgrenzte. Eine ähnliche Situation darf man sich wohl auch für die Nordseite vorstellen, doch ist hier aufgrund von Erosion mit großem Befundschwund zu rechen. Über den Mauern lagen die SE 30 (eine durch rezente Eingriffe stellenweise stark gestörte Planierung) und die Planierschichten SE 164=166 und SE 221=222. Das Fundspektrum (fast ausschließlich Keramikfragmente) aus diesen Planierungen reicht vom Neolithikum bis in das 17. Jahrhundert. Die Errichtung dieser Umfassungs- bzw. Stützmauer des sog. Turnierplatzes kann vermutlich der Fam. Leysser (16. Jhd.) zugeschrieben werden, die damals die landesfürstliche Herrschaft Oberwildon zur Pflege hatten. In jener Zeit wird der Burg Oberwildon immer noch eine wichtige strategische Funktion zugeschrieben, so dass der sog. Turnierplatz eventuell auch der Musterung von Söldnern gedient haben könnte (Naschenweng 2008, 8‑11. Obersteiner 2008, 8–17).

Schnitt 13 befindet sich auf dem westlich vorgelagerten, zungenartigen Sporn unterhalb der Johanneskapelle (Schnitte 8–10). Nach Säuberung der Fläche (Fl. 2) wurde der Schnitt orthogonal (ca. Nordwest–Südost verlaufend) zur Zungenlänge angelegt. Es konnten im Wesentlichen zwei Schichten (SE 214, 215) festgestellt werden. SE 214 beinhaltete relativ viele Ziegelfragmente, darunter auch solche von Dachziegeln, die wohl von der Kapelle stammten. Die SE 215 enthielt wenige hallstattzeitliche Keramikfragmente; vermutlich liegt hier der Rest einer ansonsten weitestgehend aberodierten Kulturschicht vor. In einer Tiefe von durchschnittlich 0,50 m kam bereits der natürliche Fels zum Vorschein. Anhand des Befundes können vorläufig – mit gewissem Vorbehalt – lediglich hallstattzeitliche Aktivitäten am Sporn überlegt werden.

Auch wenn die archäologische Evidenz noch fehlt, sofern sie überhaupt jemals erbracht werden kann, dürfte dieser markante Platz während der jahrtausendelangen Besiedelung des Wildoner Schlossberges zumindest zeitweilig in irgendeiner Weise genutzt worden sein.

 

Literatur
Gutjahr/Trausner 2015:
Ch. Gutjahr/M. Trausner, FÖ 54, 2015 (2017), KG Unterhaus, MG Wildon, 375–377.
Gutjahr u.a. 2018: Christoph Gutjahr, Stephan Karl, Gernot Obersteiner, Hengist best-of, Führer zu archäologischen Fundstellen und Baudenkmalen in der Region Hengist, Hengist-Magazin Sonderband 1, Wildon 2018, 16–29.
Naschenweng 2008: Hannes P. Naschenweng, Die Leysser, Burgpfleger zu Wildon im 16. Jahrhundert. In: Hengist-Magazin 2/2008, 8–11.
Obersteiner 2008: Gernot Peter Obersteiner, Ein „Grenzhaus“ am engen Pass. Oberwildon im 16. Jahrhundert und die Idee einer neuen Landeshauptstadt. In: Hengist-Magazin 3/2008, 8–17.
Tiefengraber 2018: G. Tiefengraber, Der Wildoner Schlossberg. Die Ausgrabungen des Landesmuseums Joanneum 1985-1988, SchildStei Beih. 7 / Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark 80 (Graz 2018).

 

Seite geändert am: 26.03.2020, 27.08.2025