Archäologische Ausgrabung des Tumulus 4 im hallstattzeitlichen Hügelgräberfeld „Buchkogel"

Christoph Gutjahr
ID: LBWI-66429-09, KG Unterhaus, MG Wildon.
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Auf Wunsch der Grundbesitzerin (Edeltraud Gschier), die auch ein Drittel der finanziellen Kosten übernahm, führte der Kulturpark Hengist von August bis November 2006 sowie im Juni 2007 eine archäologische Grabung im sog. „Hügelgräberfeld Buchkogel" (Parz. 332/1) durch. Dieses war in den letzten Jahrzehnten immer wieder Ziel illegaler archäologischer Grabungstätigkeiten wie die zahlreichen „Raubgrabungstrichter" auf den Hügeln belegen.
Das auffallende Hügelgräberfeld ist der offiziellen Archäologie interessanterweise erst ab Mitte der 1980er Jahre geläufig. 1987 unter Denkmalschutz gestellt, fand es bislang kaum Eingang in die wissenschaftliche Literatur. Das hallstattzeitliche Gräberfeld ist mittlerweile ein ausgewiesener Besichtigungspunkt des vom Kulturpark Hengist eingerichteten Wildoner Kulturwanderweges.

Die Nekropole erstreckt sich auf zwei großen Terrassen am Nordfuß des Buchkogels. Die nördliche Terrasse wird von dem Großgrabhügel (Hügel 6) bestimmt, der eindrucksvolle Ausmaße besitzt (Basisdurchmesser etwa 40 m, erhaltene Höhe von 4‑5 m). Um diesen gruppieren sich von Westen nach Osten mehrere kleinere Grabhügel.

Deutlich sind die Geländeveränderungen zu erkennen, die mit der Entnahme des Hügelaufschüttungsmaterials für den Großgrabhügel in Verbindung stehen. Auf der südlichen, höher gelegenen Terrasse finden sich insgesamt 7 Tumuli mittlerer Größe (Basisdurchmesser 15‑20 m, erhaltene Höhe bis 2,5 m), die an die Hügel aus der Grellwaldgruppe in den Sulmtalnekropolen erinnern. Tumulus 4, das Ziel der Untersuchung, war einer der kleinsten Hügel im Gräberfeld (Basisdurchmesser: rund 15 m, Höhe zirka 0,7 m).

Zunächst wurde aber die untere Terrasse in zwei- bis dreiwöchiger Arbeit, teils schon parallel zur angelaufenen Ausgrabung von dem extrem dichten, undurchdringlichen Unterholz befreit. Der Grabhügel wurde zunächst mittels Quadrantenverfahren unterteilt, wobei die Variante mit durchgehendem Profilkreuz gewählt wurde.
Bei der anschließenden Untersuchung kam die stratigrafische Grabungsmethode zur Anwendung. Die Grabung erbrachte einen überraschenden Befund. Das Hügelgrab wurde vermutlich bereits im Verlauf des 19. Jahrhunderts beraubt, wie der von der Seite erfolgten Störung zu entnehmen war. Bei der Durchsiebung des Erdmaterials aus dem Störungsaushub traten zahlreiche kleinere und größere Keramikfragmente sowie der Rest einer verbrannten Bronzefibel zu Tage, die auf eine massive Störung der Bestattung schließen ließen.

Die dezentral gelegene, ein- bis zweilagige Steinsetzung aus großen, unregelmäßigen Kalksteinen (Außenmaße etwa 3 m x 3,5 m) hatte ursprünglich mit Sicherheit keine Abdeckung. Ungewöhnlich ist ihre an den Hangverlauf angepasste Ausrichtung, für die Steinsetzung wurde also die Grabsohle nicht extra eingeebnet.

Offenbar respektiert das Grab bzw. die Steinsetzung mit ihrer aus der Hügelmitte versetzten Position die Terrasse, auf der sich der oben genannte dominante Großgrabhügel (mit hoher Wahrscheinlichkeit die Grabstätte eines ehemaligen hallstattzeitlichen Regenten der Siedlung auf dem Wildoner Schlossberg) befindet. Knapp außerhalb der Steinsetzung fanden sich zwei große Konzentrationen an Keramikfragmenten, die eine Beraubung augenscheinlich machen. Innerhalb der Steinsetzung lagen nur mehr wenige Scherben, die allerdings den Gefäßscherben aus dem Störungsaushub und den angeführten Keramikkonzentrationen zugeordnet werden konnten. Interessanterweise waren nur wenige, sehr kleine Bruchstücke von Leichenbrand und wenig Holzkohle vorhanden. Vorläufig ist von bis zu sechs Gefäßen, darunter Kegelhalsgefäße, Einzugsschalen und Henkelschüsseln auszugehen.

Die plastische Dreiecksverzierung in Verbindung mit Spiralmustern zweier großer Kegelhalsgefäße belegt eindeutig eine Nähe zum Basarabi-Komplex und erlaubt eine Datierung der Grablegung in den älteren Abschnitt der Hallstattkultur (HA C). Weiters liegen wenige, kleine Fragmente von Bronzefibeln vor, die auf dem Scheiterhaufen mitverbrannt wurden.
Aus dem aus zwei Schichten bestehenden Hügelaufschüttungsmaterial (insgesamt rund 2 m), liegt auch ein Spinnwirtel vor. Ein Kreisgraben konnte nicht festgestellt werden.

Literatur
P. Gleischer, Hügelgräber und Herrschaftsbereiche im Ostalpenraum, Arheološki vestnik 56, 2005, 99 ff.
B. Hebert, Die Anfänge archäologischer Forschung in der Weststeiermark, 2. Teil: Berichte, Briefe und Notizen von Dr. Johannes Dworschak, Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark 96, 2005, 309 ff.

 

 

Seite geändert am: 20.04.2020