Grabungsbericht 2021

Christoph Gutjahr, Maria Mandl
Bezirk: Deutschlandsberg; Gemeinde: Preding; KG: Preding; Gst. Nr.: 793, 794, 797/1, 797/2, 836/6, 836/7, 836/8, 836/9, 836/10, 836/12, 836/13, 836/14, 836/15, 836/16, 836/19, 836/20;
Flur: Mitterhölzer, MNr.: 61049.21.01; Durchführungszeitraum: 14.06.2021–03.12.2021

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Aufgrund von Standorterweiterungsarbeiten auf dem Gelände der Hasslacher Preding Holzindustrie GmbH in Preding fanden auf einer Fläche von 13.500 m² archäologische Untersuchungen statt. Dabei wurden auf der über dem Stainzbachtal gelegenen Terrasse (Flur Mitterhölzer) eine spätmittel- bis frühspätbronzezeitliche Siedlung sowie je ein Grab der späten Urnenfelder- sowie der älteren Hallstattzeit freigelegt. Ebenso wurde anhand mehrerer Fundkonzentrationen eine neolithische Besiedelung nachgewiesen.
Die ehemals bewaldete Untersuchungsfläche war im Vorfeld gerodet und planiert worden. Unter dem Planierungshorizont konnte eine durchschnittlich 0,40 m mächtige grau-braune lehmige Schicht (SE 190) dokumentiert werden, an deren Unterkante vermehrt Fundmaterial auftrat. Darunter dehnte sich eine braune fundleere, aber nicht sterile Lehmschicht (SE 5) aus, in die alle archäologischen Befunde eingetieft worden waren. Der sterile Boden (SE 100) bestand aus einem fetten orange-braunen Lehm mit zahlreichen Eisenoxidadern. Im Rahmen der Ausgrabung wurden 781 Objekte und 1753 stratigraphische Einheiten dokumentiert.

Spätmittel- bis frühspätbronzezeitliche Siedlung
Die bronzezeitliche Siedlung breitete sich auf einer Fläche von ca. 5.500 m² aus, wobei diese aber außer im Norden bereits durch frühere Baumaßnahmen bestoßen worden war. Bei den Objekten handelte es sich zum größten Teil um Pfostengruben, die sich in einigen Fällen auch zu unterschiedlichen Gebäudegrundriss-Typen zusammenführen ließen. So konnten im Norden der Grabungsfläche ein Gebäude vom Typ C (Objektgruppe 1) und ein Gebäude vom Typ D (Objektgruppe 2) festgestellt werden. Bei dem Typ C handelt es sich um ein Gebäude mit sechs Pfosten an der Langseite mit einer Fläche von gut 20 m² und einer Ausrichtung von Nordwest nach Südost. Eine Deponierung von zwei ineinander gestellten Schalen in einer der Pfostengruben im Südwesten des Gebäudes ist als intentionell zu werten und konnte schon an anderen Fundstellen beobachtet werden.

Gut fünfzehn Meter westlich davon liegt das gleich orientierte „Langhaus“ vom Typ D mit einer Fläche von 12 x 3 Metern. Für diesen Gebäudetyp nimmt man eine über eine reine Wohnfunktion hinausgehende Verwendung im Rahmen einer kollektiven Siedlungsorganisation an. Selbes gilt auch für mehrschiffige Gebäude (Typ E) wie jenes im Süden der Grabungsfläche (Objektgruppe 3). Anhand der zahlreichen Doppelpfostengruppen lässt sich eindeutig eine Mehrphasigkeit nachweisen. Das Gebäude war im Gegensatz zu den beiden oben besprochenen Nordost-Südwest orientiert. Es liegen noch zahlreiche weitere Pfostenstellungen vor, die Gebäuderekonstruktionen erlauben, wenn auch nicht immer so eindeutig. Über die gesamte Grabungsfläche sind Cluster von Pfostengruben ohne erkennbaren Zusammenhang verteilt. Die im Rahmen einer Masterarbeit geplante Auswertung des Fundmaterials in den Pfostengruben wird möglicherweise Aufschluss darüber geben, ob die unterschiedliche Orientierung der Gebäude auch mit einer Mehrphasigkeit der Siedlung zusammenhängt. Bisher ordnet die nur oberflächlich vorgenommene Begutachtung die Keramik in die Spätmittel- bis Frühspätbronzezeit ein (Bz C/Bz D).

Bei den mit Steinen und Keramikfragmenten verfüllten seichten Gruben (Obj. 66, Obj. 226, Obj. 355) könnte es sich um die Reste ehemaliger Begehungshorizonte, genauer um eine Platz- bzw. Wegbefestigung zwischen den Häusern der Siedlung handeln. Dafür spricht zum einen der lehmige Untergrund, der sich bei Regen in eine Schlammwüste verwandelte und zum anderen die Größe einiger dieser Befunde, die eine andere Funktion ausschließen. Weiters befanden sich die Objekte immer in unmittelbarer Nähe zu den Hausgrundrissen, überlagerten diese aber in keinem Fall.

Bei einem weiteren mit Rollsteinen und Keramikfragmenten verfüllten Objekt (Obj. 118) könnte es sich um eine Kochgrube gehandelt haben. Auch eine kultische Verwendung ist vorerst nicht gänzlich auszuschließen, befinden sich doch in nächster Nähe zwei ebenfalls mit Flussgeschieben verfüllte Gruben (Obj. 170, Obj. 168), in denen zusätzlich Miniaturgefäße deponiert worden waren.

Zur Materialentnahme diente eine Grube (Obj. 60) mit einer Fläche von 3,6 x 2,5 m und einer Tiefe von gut 0,90 m. Um einen sicheren Abstieg in die Grube zu gewährleisten, war diese an Südwestseite abgetreppt angelegt worden.

Frühkupferzeitliche Siedlungsspuren
Wie eingangs erwähnt konnte kupferzeitliches Fundmaterial geborgen werden, das vorbehaltlich einer Endbegutachtung der Lasinja-Kultur zugeordnet wurde. Die Fundkonzentrationen befanden sich zum einem ganz im Süden (Obj. 58) der Grabungsfläche und zum andern an der durch Erweiterungen des Betriebsgeländes entstandenen künstlichen Terrassenkante im Westen (Obj. 343, Obj. 561). Die massive Überprägung durch die bronzezeitliche Siedlung machte es unmöglich klare Befundgrenze zu erkennen. Gegen eine Interpretation als umgelagertes Material spricht das sehr punktuelle Auftreten des Fundmaterials und dessen Menge.

Älterhallstattzeitliches Grab (Grab 1, Obj. 32, HaC1)
Das Grab einer laut der anthropologischen Untersuchung des Leichenbrand 31 bis 40jährigen Frau wurde an der Grabungsgrenze im Nordosten freigelegt. In der 1,00 x 1,30 m großen Grube waren drei Schalen, ein Topf und ein Kegelhalsgefäß diagonal zur Grabgrube aneinandergereiht deponiert worden. Der Hals-/Schulterumbruch letzter ist akzentuiert durch vier kreuzständige Knubben, die von je drei girlandenartig angeordneten Halbkreiskanneluren umrahmt werden. Das Kegelhalsgefäß diente als Urne, außer Leichenbrand fand sich in ihr als weibliches Attribut auch ein Spinnwirtel. An der Sohle der Grube war noch vor der Deponierung der Gefäße und der Brandschüttung ein Eisenmesser niedergelegt worden.

Urnenfelderzeitliches Grab (Grab 2, Obj. 153)
Gut 35 Meter südöstlich der hallstattzeitlichen Bestattung lag das Grab eines 7 bis 12jährigen Individuums. Aufgrund der geringen Menge des Leichenbrandes war eine Bestimmung des Geschlechtes nicht möglich. Ein Tierknochen (Astragalus) war zusammen mit dem Leichnam verbrannt worden. Ein kleiner Henkeltopf stand zentral in einer vollständig mit dem Brandschutt sowie weiteren teils zusammengehörigen Keramikfragmenten verfüllten Grube Aus dem Befund ergibt sich, dass der Henkeltopf bereits bestoßen (Randzone fehlt) in das Grab gelangte. Vorläufig kann für das Grab eine Datierung in die (frühe?) jüngere Phase der Urnenfelderkultur (Ha B) erwogen werden.

Die wissenschaftliche Aufarbeitung der großflächigen archäologischen Untersuchung im Bereich der Flur Mitterhölzer wird unser in den letzten beiden Jahrzehnten stark verbessertes Wissen über das spätmittel- bis frühbronzezeitliche Siedlungswesen in der Weststeiermark weiter vertiefen.

 

Seite geändert am: 19.04.2022