Grabungsberichte 2014, 2020, 2022, 2023

ID: GUME-63254-10; Bezirk: Graz-Umgebung; Gemeinde: Fernitz-Mellach; KG: Mellach; Gst. Nr.: 221/2; 393; 2014: 221/1; 221/2; 223; 226, 396, 398/2; Flur: Enzelsfeld, Hochfeld, Hoffeld; 


siehe auch unter:

 

Untersuchung 2023

Christoph Gutjahr, Maria Mandl
Maßnahmennummer: 63254.23.01; Gst. Nr.: 396, 398/2; Durchführungszeitraum: 02.10.2023 – 23.10.2023

Zusammenfassung
Bei der Grabungskampagne 2023 in der frühmittelalterlichen Siedlung am Enzelsdorfer Hochfeld wurden eine seichte Grube und eine großflächige Verfärbung freigelegt. Die Ost-West ausgerichtete, im Grundriss rechteckige Grube mit abgerundeten Ecken (Obj. 35, 3,5 x 1,4 m) lag auf einer landwirtschaftlich genutzten Terrasse. Die Verfüllungen (SE 138, SE 141‑142) enthielten nur wenig Fundmaterial, u. a. stark verrollte frühmittelalterliche Keramikfragmente. Der Erhaltungszustand ließ keine Rückschlüsse auf die Funktion der Grube (Hausrest?) zu. Gut 100 Meter nördlich davon wurde auf einem sanft nach Süden abfallenden Hang eine dunkle Verfärbung (Obj. 12) freigelegt, die schon 2020 in der im Westen angrenzenden Parzelle dokumentiert wurde. Dabei handelte es sich vermutlich um eine viel organisches Material enthaltende Ablagerung im Umfeld    werden. Abgesehen von der gut einen halben Meter mächtigen Schicht (SE 57) und einem möglicherweise artifiziellen flachen Graben blieben die zwei kleinen Untersuchungsflächen jedoch befundleer. Dennoch ist davon auszugehen, dass sich in unmittelbarer Nähe eine menschliche Aktivitätszone befand. Wie die jüngsten Grabungsergebnisse zeigen, scheinen die einzelnen Siedlungsbefunde in größeren Abständen zueinander verstreut über das Hochfeld zu liegen.

Bericht
Das Hochfeld in Enzelsdorf (Gem. Fernitz-Mellach) ist durch mehrere Ausgrabungskampagnen in den letzten Jahrzehnten (1998, 2014, 2020) als frühmittelalterliche Siedlungsstelle belegt (Gutjahr 2015, 73–91; Gutjahr 2018, 45–46; Gutjahr 2020, 68–70; Gutjahr und Mandl 2022, 381; Gutjahr in Druck). Trotz der nur recht kleinflächig erfolgten Untersuchungen zählt das Hochfeld zu den bedeutendsten frühmittelalterlichen Siedlungsplätzen in der Steiermark, insbesondere für den Zeitraum der zweiten Hälfte des 7. und der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts. Ausdehnung und Funktion der Siedlung sind nach wie vor ungeklärt. Bei der diesjährigen Grabungskampagne wurden eine seichte Grube und ein bereits bei der Grabungskampagne 2020 angeschnittener anthropogen veränderter Bereich untersucht. Die Ost-West orientierte Grube (Obj. 35) mit den Maßen 3,5 x 1,4 m lag auf einer landwirtschaftlich genutzten Terrasse. Das Objekt wies größtenteils eine Tiefe von nur 0,15 auf, im östlichen Drittel lag die Sohle 0,22 m unter der erhaltenen Oberkante. Die Verfüllungen (SE 138, SE 141‑142) enthielten wenige stark verrollte Keramikfragmente mit löchriger Oberfläche und zwei Spinnwirtel. Der Befund lässt sich zwar eindeutig der frühmittelalterlichen Siedlung zuordnen, aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes konnte aber keine Aussage zur Funktion und ursprünglichen Größe der Grube (Hausrest?) gemacht werden. Gut 100 Meter nördlich davon wurde 2020 im Bereich eines sanft nach Süden abfallenden Hanges eine dunkle Verfärbung (Obj. 12, 17 x 8 m) aufgenommen, die aufgrund Zeitmangels nicht mehr ausreichend untersucht werden konnte. Da die Fläche 2023 nicht zugänglich war, die Verfärbung (Obj. 12) aber in die östlich angrenzende Parzelle reichte, wurden dort zwei kleine Schnitte (Schnitte 12 und 14) geöffnet.

Die Schicht (SE 57) wies eine Mächtigkeit von durchschnittlich 0,30 m (teilweise bis 0,50 m) auf und enthielt neben erwartbaren frühmittelalterlichen auch prähistorische Keramikfragmente. Die Sohle fiel zwar wie das übrige Gelände von Nord nach Süd ab, war aber zumindest an einer Stelle künstlich verändert worden. Ein seichter Graben (SE 143 IF), der entgegen dem Gefälle von Ost nach West verlief, schien die Verfärbung hangabwärts zu begrenzen. Bei der Verfärbung handelte es sich vermutlich um eine viel organisches Material enthaltende Ablagerung im Umfeld der frühmittelalterlichen Siedlungsbefunde, wie sie 2020 auch schon bei der Untersuchung eines Speicherbaus und einer großen, in sich strukturierten Grube (möglicherweise ein Hausrest) zu beobachten war (Gutjahr und Mandl 2022, 381). Der schlechte Erhaltungszustand der meisten Enzelsdorfer Befunde weist ein weiteres Mal auf die Dringlichkeit großflächiger Untersuchungen auf dem Hochfeld hin.

Literatur
Gutjahr 2015:
Christoph Gutjahr, Zwei Gruben des 7. Jahrhunderts aus Enzelsdorf, Steiermark. In: Bernhard Hebert und Nikolaus Hofer (Hrsg.), Fachgespräch, Spätantikes Fundmaterial aus dem Südostalpenraum, 7. April 2014, Graz (Steiermark), FÖTag 1, 2015, 73-91.
Gutjahr 2018: Christoph Gutjahr, Early medieval Slavs in Styria – A first archaeological search for traces. In: Judita Lux/Benjamin Štular u. a. (Hgg.), Slovani, naša dediščina / Our heritage: the Slavs (= Vestnik. Zavod za varstvo kulturne dediščine Slovenije XXVII, Ljubljana 2018), 42–54.
Gutjahr 2020: Christoph Gutjahr, Neue Funde und Siedlungsbefunde aus der Steiermark zur Thematik der frühmittelalterlichen Slawen. In: Maximilian Diesenberger/Stefan Eichert u. a. (Hrsg.), Der Ostalpenraum im Frühmittelalter. Herrschaftsstrukturen, Raumorganisation und archäologisch-historischer Vergleich (= Forschungen zur Geschichte des Mittelalters 23, = Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Denkschriften 511, Wien 2020), 55–79 (Abb. 380–395).
Gutjahr und Mandl 2022: Christoph Gutjahr und Maria Mandl, KG Mellach, OG Fernitz-Mellach. In: Fundberichte aus Österreich 59, 2020 (2022), 381.
GUTJAHR UND MANDL 2023: CHRISTOPH GUTJAHR und MARIA MANDL, Archäologie im Kulturpark Hengist, Hengist-Magazin. Zeitschrift für Archäologie, Geschichte und Kultur der Mittelsteiermark, 2/2023, 12–17. 
Gutjahr in Druck: Christoph Gutjahr, Ein weiterer frühmittelalterlicher Siedlungsbeleg aus der Zeit um 700 n. Chr. aus Enzelsdorf, Steiermark, Schild von Steier 30, 2024, in Druck.
Šalkovský 2009: Peter Šalkovský, Frühmittelalterliche Grubenhäuser. Probleme der Terminologie, Typologie und Rekonstruktion. Arch. Adriatica III, 2009, 273-292.

 

Untersuchung 2022

Christoph Gutjahr, Maria Mandl
Maßnahmennummer: 63254.22.01; Gst. Nr.: 221/1, 221/2, 223; Durchführungszeitraum: 12.09.2022–04.10.2022

Das Hochfeld in Enzelsdorf (Gem. Fernitz-Mellach) ist durch mehrere Ausgrabungskampagnen in den letzten Jahrzehnten (1998, 2014, 2020) als frühmittelalterliche Siedlungsstelle belegt (Gutjahr 2015, 73–91; Gutjahr 2018, 45–46; Gutjahr 2020, 68–70; Gutjahr und Mandl 2022, 381; Gutjahr in Druck). Trotz der nur recht kleinflächig erfolgten Untersuchungen zählt das Hochfeld zu den bedeutendsten frühmittelalterlichen Siedlungsplätzen in der Steiermark, insbesondere für den Zeitraum der zweiten Hälfte des 7. und der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts. Ausdehnung und Funktion der Siedlung sind nach wie vor ungeklärt; Schlackenreste, die 2014 auf der Parz. 221/2 im Zuge einer Kampagne aufgefunden wurden, sowie ein Ofendüsenfragment mögen mit einer frühmittelalterlichen Eisenverhüttung in der näheren Umgebung in Verbindung stehen. Dies ist jedoch nicht gesichert, da vom Hochfeld unter anderem auch hallstatt- und römerzeitliche Keramikfunde vorliegen, denen bislang allerdings keine zeitgleichen archäologischen Befunde gegenübergestellt werden konnten.

Das Ziel der Ausgrabungskampagne 2022 war es, einerseits den Hinweisen auf die oben genannte Verhüttung nachzugehen sowie andererseits die westliche Ausdehnung der frühmittelalterlichen Objekte auf dem Enzelsdorfer Hochfeld abzuklären. Dazu wurden auf einem von Norden nach Süden abfallenden Hang vier Schnitte (Parz. 221/1, 221/2, Flächen 7, 9–11) angelegt. Ein fünfter Schnitt (Fläche 8) setzte westlich des schon 2014 freigelegten Objektes 3 (Parz. 221/2) an, das als eine zusedimentierte muldenförmige Vertiefung interpretiert worden war. Sie enthielt zahlreiches keramisches Fundmaterial vorwiegend frühmittelalterlicher, aber auch römerzeitlicher Zeitstellung. Bei dem nun großflächigen maschinellen Abhub von 2022 zeigte sich in der Fortsetzung von Objekt 3 nach Westen eine Ost-West orientierte grabenartige Struktur (Obj. 33). Der Befund mit einer Länge von ca. 20 m lief in die südliche Grabungsgrenze von Fläche 8 hinein, konnte aber hangabwärts in der südlich gelegenen Fläche 7 nicht nachgewiesen werden. Im Zuge der Ausgrabung zeigte sich, dass es sich bei Objekt 33 nicht um einen artifiziellen Befund, sondern um eine natürliche Senke handelte, die sich sukzessive verfüllt hat. Die einzelnen Sedimente (SE 128, 132 bis 136) enthielten neben Keramikfragmenten der Hallstatt- und Römerzeit sowie des Frühmittelalters auch Eisenschlacken, deren zeitliche Zuordnung wie schon bei jenen aus dem Jahr 2014 offenbleiben muss. Aus der SE 133 stammt ausschließlich hallstattzeitliches Fundmaterial, wobei die überdurchschnittliche Größe der Keramikfragmente auf eine Ablagerung vor Ort oder zumindest auf einen nur kurzen Transport schließen ließen. Überraschenderweise erwiesen sich die hangaufwärts der Fläche 8 gelegenen Sondierungsflächen 9, 10 und 11 als befundleer. Aus der Pflugzone stammen lediglich rezente landwirtschaftliche Metallfunde, darunter trat bereits die sterile Lehmschicht (SE 64) auf. Dieser Umstand ist vermutlich das Resultat massiver Geländeeingriffe aufgrund landwirtschaftlicher Nutzung in den vergangenen Jahrzehnten (2Nach Auskunft von Helmut Ecker-Eckhofen sen. (Vater des Grundbesitzers) fanden auf der Parz. 221/2 bereits in den späten 1950er Jahren großflächige, vermutlich vor allem den nördlichen Teil der Parzelle betreffende Geländeveränderungen statt).

Hinsichtlich einer allfälligen ur- und/oder frühgeschichtlichen Besiedlung wäre auch die sanft von Ost nach West abfallende „Plateaufläche“ einzubeziehen (und nach Möglichkeit archäologisch zu sondieren), die gegen Norden die Parz. 221/1 abschließt und auch die Parz. 222 sowie einen Teil der Parz. 223 umfasst. Das teilweise bewaldete Gelände besitzt über weite Strecken gegen Süden einen Steilabbruch zu den darunterliegenden, heute landwirtschaftlich genutzten Flächen. Eine noch nachzuweisende Besiedlung voraussetzend, könnten Murenabgänge für die Ablagerung der Funde in der anhand der Ausgrabungsergebnisse von 2022 postulierten Senke verantwortlich sein. Aufgrund der Fundkomponenten aus den dort nachgewiesenen Sedimenten hätten diese Natuereignisse frühestens im Frühmittelalter stattgefunden.

Literatur
Gutjahr 2015:
Christoph Gutjahr, Zwei Gruben des 7. Jahrhunderts aus Enzelsdorf, Steiermark. In: Bernhard Hebert und Nikolaus Hofer (Hrsg.), Fachgespräch, Spätantikes Fundmaterial aus dem Südostalpenraum, 7. April 2014, Graz (Steiermark), FÖTag 1, 2015, 73–91. 
Gutjahr 2018: Christoph Gutjahr, Early medieval Slavs in Styria – A first archaeological search for traces. In: Judita Lux/Benjamin Štular u. a. (Hgg.), Slovani, naša dediščina / Our heritage: the Slavs (= Vestnik. Zavod za varstvo kulturne dediščine Slovenije XXVII, Ljubljana 2018), 42–54.
Gutjahr 2020: Christoph Gutjahr, Neue Funde und Siedlungsbefunde aus der Steiermark zur Thematik der frühmittelalterlichen Slawen. In: Maximilian Diesenberger/Stefan Eichert u. a. (Hrsg.), Der Ostalpenraum im Frühmittelalter. Herrschaftsstrukturen, Raumorganisation und archäologisch-historischer Vergleich (= Forschungen zur Geschichte des Mittelalters 23, = Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Denkschriften 511, Wien 2020), 55–79 (Abb. 380–395). 
Gutjahr und Mandl 2022: Christoph Gutjahr und Maria Mandl, KG Mellach, OG Fernitz-Mellach. In: Fundberichte aus Österreich 59, 2020 (2022), 381.
Gutjahr in Druck: Christoph Gutjahr, Ein weiterer frühmittelalterlicher Siedlungsbeleg aus der Zeit um 700 n. Chr. aus Enzelsdorf, Steiermark, Schild von Steier 30, 2024, in Druck.

 

Untersuchung 2020

Christoph Gutjahr, Maria Mandl
Maßnahmennummer: 63254.20.01; Gst. Nr.: 396; Durchführungszeitraum: 19.10.2020–19.12.2020

Der frühmittelalterliche Siedlungsplatz am Enzelsdorfer Hochfeld ist seit den 1980er Jahren durch Fundaufsammlungen sowie archäologische Ausgrabungen in den Jahren 1998 (Parz. 393) und 2014 belegt (Parz. 221/2, 226). Die Entdeckung des Fundplatzes ist Helmut Ecker-Eckhofen sen. (Mellach) zu verdanken. Bei einer neuerlichen Begehung des Hochfeldes im Winter 2020 fielen ihm auf der im Nordosten des Hochfeldes gelegenen Parzelle 396 wiederum zwei schwarze, stark mit Holzkohlefragmenten durchsetzte Verfärbungen größeren Umfangs auf.

Aufgrund der durch intensive landwirtschaftliche Tätigkeit fortschreitenden Zerstörung möglicher Befunde wurde seitens des Kulturparks Hengist eine Notgrabung angeregt und u. a. mit finanzieller Unterstützung des Bundesdenkmalamtes von Oktober bis Dezember 2020 durchgeführt.

Die Terrasse mit der Fundstelle wird im Norden von einem annähernd West-Ost verlaufenden, bewaldeten Bergrücken jäh begrenzt, im Süden dagegen fällt das Gelände sanft in Richtung der am Talboden gelegenen Ortschaft Enzelsdorf ab. Das gesamte Hochfeld bietet einen weiträumigen Blick über das Grazer Feld nach Südwesten und Westen.

Im Zuge der Ausgrabung wurden der Humus und die neuzeitlichen Deckschichten auf der 438 m² umfassenden Grabungsfläche (Fläche 6) maschinell abgetragen.

Im Westen überlagerten den frühmittelalterlichen Siedlungsbefund zwei Schichten, wobei sich die SE 56 nach dem Ende der Siedlung an Ort und Stelle gebildet hatte. Dagegen dürfte es sich bei der SE 67 um ein Kolluvium handeln, das auch römerzeitliches Fundmaterial enthielt. Eine großflächige schwarze Verfärbung mit frühmittelalterlicher und wenig römerzeitlicher Keramik (Objekt 12, SE 57 und 58) wurde auch im Osten des Grabungsareals dokumentiert. Diese Verfärbung mit einer Fläche von gut 75 m² setzt sich östlich der Grabungsgrenze weiter fort, konnte aber aus zeitlichen Gründen innerhalb dieser Grabungskampagne nicht weiter untersucht werden. Man wird hier jedoch von denselben Ablagerungsprozessen wie im archäologisch untersuchten Westteil ausgehen dürfen.

Knapp westlich davon befand sich ein grabenartiges Objekt (Objekt 13, SE 59/60 IF) mit äußerst diffusen Grenzen und ausschließlich römerzeitlichen Funden. Dieses vermutlich natürliche Gerinne könnte sich während eines Unwetters gebildet und später wieder verfüllt haben.

Auch in einer linear und parallel zur Terrassenkante verlaufenden Verfärbung (Objekt 15, SE 63 = 65, 66/122 IF) dürfte ein nicht artifizielles Objekt vorliegen. Die in sich sehr homogenen Schichten enthielten stark verrollte hallstattzeitliche Keramikfragmente.

Auch bei den vorangegangen Grabungskampagnen wurden sowohl römer- als auch hallstattzeitliche Funde getätigt, doch fehlen hier wie dort Befunde aus diesen Epochen.

 

Objekt 10
Bei dem Objekt 10 handelt es sich um eine im Grundriss ovale, annähernd Ost-West orientierte Grube (4,80 x 2,50 m), die sich in zwei Bereiche gliedern lässt. Den Übergang definiert dabei im Grundriss eine geringfügige Einschnürung. Der kleinere westliche Abschnitt liegt dabei leicht aus der Achse nach Norden versetzt. Im Westen war die Sohle flach und die Grube ca. 0,40 m tief, der Bereich im Osten hatte dagegen eine konkave Sohle bei einer von der Oberkante gemessenen Tiefe von 0,60 m.

Die jüngste Verfüllung (SE 54) aus einem sehr dunkelgrau-braunen sandigen Schluff mit einigen Keramikfragmenten und gebrochenen Flussgeschieben hat sich ähnlich wie die oben erwähnte SE 56 erst lange nach dem Siedlungsende abgelagert.

Die älteren Verfüllungen SE 72, 73 und 104 aus dunkelgrauem Schluff enthielten eine sehr große Menge an Keramikfragmenten, gebrochenen Flussgeschieben, wenigen Sand- und Kalksteinen sowie einige Tierknochen. Charakteristisch für diese Schichten waren die großen Mengen an Holzkohle, wobei die durchschnittliche Größe der Holzkohlestücke drei Zentimeter betrug. Außerdem wiesen alle Steine eindeutige Zeichen von Hitzeeinwirkung auf. Die drei Verfüllungen waren nur aufgrund ihres unterschiedlichen Holzkohlegehalts voneinander zu unterscheiden.

Im Südosten befand sich auf der Sohle eine an den Grubenrand gerückte, im Grundriss ovale Eintiefung (1,5 x 1,0 x 0,25 m), die eine steil schräge Wandung und eine konkave Sohle besaß.

Die oberste Verfüllung (SE 102) setzte sich vor allem aus dicht gelagerten gebrochenen Flussgeschieben und Keramikfragmenten zusammen, dazu kamen einige Tierknochen und wenige Sand- und Kalksteine. Auf und zwischen den unter Hitzeeinwirkung gestandenen Steinen konnte neben Holzkohle vor allem Asche nachgewiesen werden.

Unter der Steinkonzentration fanden sich größere Holzkohlestücke (bis zu 10 cm) und einige Keramikfragmente in einer dunkelbraunen schluffigen Matrix (SE 109).

Die ursprüngliche Funktion der Grube ist vorerst nicht geklärt. Ein Grubenhaus im Sinne einer Wohnstatt kann schon allein aufgrund des Fehlens eines Ofens ausgeschlossen werden. Für Überlegungen hinsichtlich einer Wärmequelle bietet sich allenfalls die Steinkonzentration SE 102 an. Einer gesicherten Interpretation als Feuerstellenrest steht jedoch entgegen, dass im Gegensatz zu den Steinen weder die Sohle noch die Wandung der kleinen Grube irgendeine Form von Hitzeeinwirkung aufwiesen. Ein Begehungshorizont konnte genau so wenig festgestellt werden wie irgendwelche baulichen Strukturen innerhalb wie außerhalb der Grube. Allenfalls je ein Pfostenloch an den Schmalseiten könnte man mit einer ehemals vorhandenen Dachsubstruktion in Verbindung bringen. Einzelne Pfostengruben im Norden und Osten des Objektes standen hingegen vermutlich nicht mit diesem in unmittelbarem Zusammenhang. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist am ehesten an eine Nutzung als Keller innerhalb eines obertägigen Hausbaues (Blockbau?) zu denken, doch ist auch ein eingetiefter Werkstättenbereich nicht auszuschließen.

Fest steht jedenfalls, dass die Grube nach dem Verlust ihrer ursprünglichen Funktion bewusst verfüllt wurde. Die teils noch recht großen Keramikfragmente sprechen für eine sekundäre Ablagerung.

 

Objekt 11
Westlich von Objekt 10 lag eine ziemlich exakt Nord-Süd orientierte ovale Grube (SE 75/76 IF) mit einer Länge von knapp 4 und einer Breite von max. 1,7 m. Auch hier teilte sich die Grube wieder in zwei Abschnitte und wies im südlichen Drittel eine geringfügige Einschnürung auf. Während der südliche Bereich nur acht Zentimeter tief war, betrug die Tiefe im Norden immerhin 0,23 m.

Der Großteil der Keramikfragmente trat im nördlichen Bereich auf, die gebrochenen Flussgeschiebe und auch das restliche Steinmaterial war Hitzeeinwirkung ausgesetzt.

 

Objekte 16, 18, 19, 21, 22, 25, 26, 27: Pfostenbau
Acht Pfostengruben im Westen der Grabungsfläche ergaben einen quadratischen Grundriss von 3,7 x 3,7 m. Ursprünglich bestand die Konstruktion aus 3 Reihen zu je drei Pfostengruben. Die drei nördlichen Gruben lagen im Bereich von Objekt 11, wobei eine der Pfostengruben das Interface der Grube störte. Diese drei wiesen zudem im Gegensatz zu den übrigen Pfostengruben Keilsteine aus Flussgeschiebe auf. Die Verfüllungen enthielten entweder kein oder nur sehr wenig Fundmaterial.

Unterdessen wurden drei Radiokarbonproben (Objekte 10 und 21) bei Beta-Analytic, Miami, in Auftrag gegeben. Vorbehaltlich einer Finanzierung sollen die archäologischen Ausgrabungen auf dem Enzelsdorfer Hochfeld in den nächsten Jahren weiter fortgesetzt werden.

  

Untersuchung 2014

Christoph Gutjahr
Maßnahmennummer: 63254.14.01

siehe unter: Publikationen

 

 

Seite geändert am: 30.01.2023, 02.09.2025