ID: LBWI-66429-09 (Leibnitz.66429.9, FKat. 687-193/6); Bezirk: Leibnitz; Gemeinde: Wildon; KG:
Unterhaus; Gst. Nr.: 332/1; Flur: Unterhaus; BDA-ObjektID: 36681 Bescheid; Fundverbleib: E. Gschier (PB: 1005–1011); Zustand/Status: größtenteils gestört.


Zeitstellung: Hallstattzeit
Befund: Hügelgräberfeld, Hügel 4 um 700 v. Chr.

 

Forschungsgeschichte
1975 vor: Entdeckung durch OSR Eduard Staudinger (?).
1986+1987: Fundstellenerhebung durch den Archäologen Gerald Fuchs.
1987 März 14: Topographische Aufnahme durch Franz Schilcher im Auftrag des Bundesdenkmalamtes.
1987: Unterschutzstellung.
2006/2007: Archäologische Ausgrabung durch den Kulturpark Hengist (Christoph Gutjahr).
2011: Topographisch-archäologische Aufnahme durch den Kulturpark Hengist.
2014: Fundstellenerhebung im Rahmen des Projektes InterArch-Steiermark, KPH.


Lage/Beschreibung
Das hallstattzeitliche Hügelgräberfeld Buchkogel, sogenanntes Gräberfeld Gschier, liegt am Nordwestabhang des Wildoner Buchkogels im bewaldeten Gebiet. Es besteht aus insgesamt 16 Grabhügeln die im Hangbereich, der durch Geländestufen gegliedert ist, positioniert wurden. Nach den Angaben von Diether Kramer (1989) besteht das Gräberfeld aus 14 Tumuli, nach den Angaben von Gerald Fuchs (1986/1987) aus 27 oder mehr Grabhügeln. Bei der Vermessung 2011 konnten 16 Tumuli festgestellt werden. Es ist aber nicht auszuschließen, dass durch den Bewuchs sehr flache Hügel nicht mehr sichtbar sind. Die Durchmesser betragen 10,00–40,00 m und die Höhen 0,70–5,00 m. Zwischen den Grabhügel sind zum Teil relativ große Entfernungen zu bemerken. Das Gräberfeld war in den letzten Jahrzehnten immer wieder Ziel illegaler Grabungen wie die Trichtergruben der Hügel belegen. Die Störungen sind nach Gerald Fuchs (1986/1987) schon älter und mindestens 60 Jahre alt. Die Nekropole erstreckt sich auf zwei großen Terrassen. Die nördliche Terrasse wird vom Großgrabhügel (Hügel 6; Dm. 40 m; H. 4,00–5,00 m) bestimmt, an dessen Nordwestflanke sich mehrere kleinere Grabhügel von Südwesten nach Nordosten aufreihen. Deutlich sind die Geländeveränderungen zu erkennen, die mit der Entnahme des Hügelaufschüttungsmaterials für den Tumulus 6 in Verbindung stehen. Auf der südlich, höher gelegen Terrasse befinden sich 7 Tumuli mittlerer Größe.

Auf Bitte der Grundbesitzerin, Frau Edeltraud Gschier, führte der Kulturpark Hengist, Leitung: Christoph Gutjahr, von 15.08.2006 bis 18.11.2006 eine archäologische Grabung durch. In dieser Grabungskampagne wurde einer der kleinsten Hügel ergraben. Tumulus 4 besitzt einen Durchmesser von 15,00 m und eine Höhe von 0,70 m. Er wurde auf einer Geländestufe nordwestlich des großen Tumulus 6 aufgebaut, wobei man aber die Grabsohle nicht extra eingeebnet hatte. Der Hügel hatte eine dezentral gelegene, ein- bis zweilagige Steinsetzung aus Kalksteinen. Die angedeutete Grabkammer von 3,00 x 3,50 m wurde schräg, dem Hangverlauf folgend, angelegt. Eine Abdeckung der Grabkammer als auch ein Kreisgraben waren nicht festzustellen. Die Keramikfragmente von mehreren Gefäßen lagen knapp außerhalb der Grabkammer die im Zuge der Beraubung, vermutlich im 19. Jh., dorthin verbracht wurden. Einige wenige Keramikfragmente lagen im Inneren der Grabkammer, die kompatibel mit den Keramikfragmenten außerhalb der Steinsetzung waren. An der Sohle lag ein wenig Holzkohle und Leichenbrand, die Überreste einer 19–40 jährigen Frau. Aus dem Schlämmgut konnten einige Getreidekörner sichergestellt werden. Neben den Keramikfragmenten von 15
Gefäßen (3 Kegelhalsgefäße, 1 Situla, 3 Deckel, 1 Einzugschale, 1 Schale, 1 Henkelschale und 5 Einheiten von Gefäßfragmenten unbekannter Form), diverse anderen Keramikfragmenten, einen Spinnwirtel, wurden Reste von Metallgegenständen gefunden, darunter Reste einer verbrannten Kahnfibel. Einige Gefäßfragmente weisen plastische Dreiecksverzierungen in Verbindung mit Spiralmuster auf, dies belegt eine Nähe zum Basarabi-Komplex und erlaubt eine Datierung in den älteren Abschnitt der Hallstattkultur (Ha C), um 700 v.Chr. Rund ein Drittel des Grabhügels konnte 2006 nicht mehr untersucht werden. Am 29.05.2007 wurde unter Zuhilfenahme eines Minibaggers jenes Drittel untersucht. Dies erbrachte aber keine Funde oder Befunde.


Keramikfunde
PB-1005: Gefäß 1, Kegelhalsgefäß A, graphitiert und mit reichem plastischen Dekor (Basarabi-Stil).
PB-1006: Gefäß 2, Situla, graphitiert und mit reichem plastischen Dekor (Basarabi-Stil).
PB-1007: Gefäß 3, Kegelhalsgefäß B, graphitiert.
PB-1008: Gefäß 4, Deckel A mit Grifföse, graphitiert.
PB-1009: Gefäß 5, Deckel B mit Grifföse.
PB-1010: Gefäß 6, Deckel C mit Grifföse.
Gefäß 7: Einzugschale.
Gefäß 8: Kegelhalsgefäß, graphitiert und mit reichem plastischen Dekor (ähnlich Nr. 1, jedoch weniger Fragmente erhalten).
Gefäß 9: z. Zt. unbekannter Form.
PB-1011: Gefäß 10, Schale.
Gefäß 11: Henkelschale.
Gefäß 12: z. Zt. unbekannter Form.
Gefäß 13: z. Zt. unbekannter Form.
Gefäß 14: z. Zt. unbekannter Form.
Gefäß 15: z. Zt. unbekannter Form.
Weitere Keramikfragmente ohne Zuordnung.


Eisenfunde

1 Messerfragment (NZ), 2 Scharnierbeschläge (NZ), 1 Hohlkopfnagel, 1 Nagel (NZ), 1 Ringfragment, diverse Fragmente.


Buntmetallfunde

1 Kahnfibelfragment, verschmolzene, drahtförmige und stabförmige Fragmente.


Weitere Funde

Kalzinierte Knochen; Holzkohle; Getreidekörner.


Bibliographie
BDA 2002: Stellungnahme des Bundesdenkmalamtes Graz vom 08.05.2002 (GZ.: 35.621/2/2002). Ausweisung im Flächenwidmungsplan.
DB 1986: UMJ-ARCH, Datenblätter BH Leibnitz S–Z, Wildon (G. Fuchs 1986, 1987).
Fürhacker 2014: R. Fürhacker, Restaurierungsbericht, Konservierung und Restaurierung der Funde aus dem prähistorischen Hügelgrab Nr. 4 aus dem Hügelgräberfeld Gschier in Wildon, 20.08.2014.
Gleirscher 2005: P. Gleirscher, Hügelgräber und Herrschaftsbereiche im Ostalpenraum, Arheološki vestnik 56, 2005, 99–112 (Erwähnung).
Gutjahr 2006: Chr. Gutjahr, KG Unterhaus, MG Wildon, VB Leibnitz, (Kulturpark Hengist, Leitung: Mag. Christoph Gutjahr, Jahresbericht 2006.
Gutjahr 2007: C. Gutjahr, FÖ 45, 2006, Wien 2007, 662 f.
Gutjahr 2008: Chr. Gutjahr, Ein hallstattzeitliches Brandschüttungsgrab mit Urne aus Wildon, Steiermark, Arheološki vestnik 59, 2008, 227–244.
Gutjahr u.a. 2018: Christoph Gutjahr, Stephan Karl, Gernot Obersteiner, Hengist best-of, Führer zu archäologischen Fundstellen und Baudenkmalen in der Region Hengist, Hengist-Magazin Sonderband 1, Wildon 2018, 64–67.
Hebert 2005: B. Hebert, Die Anfänge archäologischer Forschung in der Weststeiermark, 2. Teil: Berichte, Briefe und Notizen von Dr. Johannes Dworschak, ZHVSt 96, 2005, 309 ff.
Hengist 2006: Das Hengist-Kulturjahr im Rückspiegel, Hengist-Magazin 3/2006, 2–5.
Kramer 1989: D. Kramer, Aus der Ur- und Frühgeschichte von Wildon, MblKorrHistLKommStmk 2, Graz 1989, 10–36 (16).
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz V–Wolfsberg, Nr. 50, Wildon-Unterhaus.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz V–Wolfsberg, Nr. 50, Wildon-Wildon.

 

Seite geändert am: 20.04.2020