ID: LBST-66427-09 (Leibnitz.66427.1, FKat. 689-194/1); Bezirk: Leibnitz; Gemeinde: Wildon (ehem. Gem. Stocking); KG: Stocking; Gst. Nr.: 92; 93; 94/2; 94/3; 94/4; 95/2; 95/3; 97/2; 98/2; 99/2; 100/2; 100/3; Flur: Grafenkogel, Auengrafenkogel; Fundverbleib: KPH; Zustand/Status: etwa zu 50 % zerstört.


Zeitstellung: Hallstattzeit
Befund: Grabhügel

 

Forschungsgeschichte
1877 seit: Erwähnungen in der Literatur.
1938–1945: Einbau zweier militärischer Bunker in die Hügelaufschüttung des Tumulus.
1967; 1972; 1991: Errichtung von 3 Gebäuden auf der Hügelaufschüttung des Grabhügels.
1967?: Baubeobachtungen durch Eduard Staudinger (Leibnitz).
1987 August 06: Begehung und Fotodokumentation durch den Archäologen Gerald Fuchs.
2012 Juni 05: Baustellenbeobachtung (Parz. 95) durch den Kulturpark Hengist (Christoph Gutjahr) im Auftrag des Bundesdenkmalamtes.
2014 Oktober 20–November 13: Archäologische Notgrabung durch den Kulturpark Hengist (Christoph Gutjahr) im Auftrag des Bundesdenkmalamtes.
2014: Unterschutzstellung.
2014: Fundstellenerhebung im Rahmen des Projektes InterArch-Steiermark, KPH.
2015: Oberbodenabtrag auf dem Grundstück Nr.: 97/2.
2015/2016: Archäologisch-geophysikalische Prospektion (ZAMG).


Lage
Der Grafenkogel liegt unmittelbar nördlich des Wurzing-Stockingweges bzw. der L215/Zipreinerstraße im nördlichen Leibnitzer Feld. Der Tumulus wurde auf einer Flussterrasse der östlichen Murseite positioniert.


Beschreibung
Bereits seit 1877? gibt es in der Literatur Erwähnungen über den Grafenkogel in Stocking, jedoch ohne dass daraus nennenswerte Erkenntnisse über den Grabbau und dessen Funde hervorgehen. Nach den Angaben von Fuchs besaß der Hügel im Jahre 1987 noch einen Durchmesser von ungefähr 50 m und eine Höhe von zirka 2 m. Der Tumulus muss ursprünglich eine gewaltige Größe besessen haben, seine Ausmaße wurden in den vergangen Jahrhunderten auf verschiedene Weise beschnitten. Durch mehrmalige Grabungen bzw. Abtragungen litt die Kubatur ebenso wie durch die ständigen Bepflügungen, v. a. an der Ost-, West- und Oberseite. Nach einer Information des Grundbesitzers wurden im Zweiten Weltkrieg zwei Bunker in die Hügelaufschüttung eingebaut, danach wurden zwischen den 1960er und 1990er Jahren drei Gebäude errichtet. Beim Aushub des Kellers für den Neubau auf der Parzelle 93 im Jahre 1967? stellte Eduard Staudinger fest, dass der Steineinbau des Tumulus aus Kalksteinen bereits vollständig gestört war. Er konnte keine Funde entdecken. Eine Baubeobachtung und darauffolgende archäologische Grabung 2014 erbrachten den Nachweis, dass es sich um einen hallstattzeitlichen Grabhügel handelt.

Kaplan Anton Meixner erwähnte den Grafenkogel bei Stocking 1877 lediglich mit dem Vermerk, dass er als Begräbnisstätte diente. In weiterer Folge bleiben die Angaben spärlich.
Aus dem UMJ-Akt 22/1880 geht hervor, dass der große Tumulus bei Stocking „nur theilweise abgegraben" sei, und es „dürfte sich noch manch werthvoller archäologischer Schatz vorfinden".
Die Angaben über Hügelgräbergrabungen in Stocking (UMJ-Akt 13/1877; Emil Neher. UMJ-Akt 22/1880) lassen sich nicht bzw. nicht mit Sicherheit auf den Grafenkogel beziehen.
Friedrich Pichler berichtet 1880. „Den großen Hügel oberhalb Wildon gedenke ich nicht weiter in Untersuchung zu ziehen; der augenfällige Hügel bei Stocking, an Umfang den Wildoner vielleicht noch übertreffend, ist ebenfalls schon mehrfach abgeschnitten und abgetragen, und hat sich als etwas ergiebig gezeigt, so daß zunächst nur noch den zerstreuten Funden nachzugehen wäre."

Der südliche Bereich der Parzellen 95, 97, 98, 99, 100 – entsprechend den neuen Grundstücksnummern 95/2, 95/3, 97/2, 98/2, 99/2, 100/2, 100/3 – wurde 2012 zur Verbauung vorgemerkt. Östlich anschließend befindet sich der Grafenkogel. Ein Teil der Parzelle 95 war als Fundverdachtsfläche ausgewiesen. Am 05.06.2012 fand der Oberbodenabtrag auf der Parzelle 95 im Auftrag des Bundesdenkmalamtes statt. Die Beaufsichtigung dieser Tätigkeiten erfolgte durch den Verein Kulturpark Hengist, Leitung Christoph Gutjahr. Die Beobachtung erbrachte keine nennenswerten Ergebnisse. Es konnten lediglich direkt im Anschluss an den Wurzing-Stockingweg neuzeitliche Streufunde aufgesammelt werden und eine Kies- bzw. Geröllpackung festgestellt werden.

Am 20.10.2014 erfolgte im Auftrag des Bundesdenkmalamtes eine Baubeobachtung durch den Kulturpark Hengist. Die sofort eingeleitete Notgrabung dauert bis 13.11.2014. Ungefähr im Zentrum der Hügelaufschüttung zwischen den beiden Gebäuden, die sich je auf den angrenzenden Parzellen 94/3 und 93 befinden, fanden im Vorfeld der Errichtung einer Stützmauer tiefgreifende Bodeneingriffe statt. Dabei wurde die Westseite der Grabkammer entdeckt. Die Nord–Süd-Erstreckung der Kammer beträgt ungefähr 9,00 m, nach Osten hin konnten etwa 2,00 m aufgegraben werden. Der weitere östliche Verlauf kann aufgrund der Baugrubengrenze nicht mehr erfasst werden.


Bibliographie
ALFS 1988: G. Fuchs, I. Kainz, Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, Projekt P 5829, Archäologische Landesaufnahme und digitaler Fundkataster für Steiermark, Projektleiter E. Hudeczek, Jahresbericht 1988, Graz 1988, 75.
BDA-Karteikarte
BDA 2012: Bescheid des Bundesdenkmalamtes Wien vom 12.06.2012 (GZ.: 53.990/2/2012).
DB 1987: UMJ-ARCH, Datenblätter BH Leibnitz S–Z, Stocking (G. Fuchs 1987).
Gutjahr u.a. 2018: Christoph Gutjahr, Stephan Karl, Gernot Obersteiner, Hengist best-of, Führer zu archäologischen Fundstellen und Baudenkmalen in der Region Hengist, Hengist-Magazin Sonderband 1, Wildon 2018, 68–71.
Infotafel:
Hengist Wanderweg.
Kramer 1981: D. Kramer, Vom Neolithikum bis zur römischen Kaiserzeit, Untersuchungen zur ältesten Besiedlungsgeschichte der Steiermark, mit besonderer Berücksichtigung der mittelsteirischen Höhensiedlungen, 3 Bde., Salzburg 1981, [maschinschriftliche phil. Dissertation], 219 s. v. Stocking 320.3 (!).
Meixner 1877: A. Meixner, Aus den Berichten der P.T. Bezirkscorrespondenten, Nr. 7, Mittheilungen des Historischen Vereines für Steiermark, XXV. Heft, Graz 1877, 21 ff. (25).
Pichler 1879: F. Pichler, Text zur archäologischen Karte von Steiermark. Graz o.J. (1879), 50.
Pichler 1880: BDA-INVE_ZK_2_1880_524_2.
UMJ-Akt 1877: UMJ Akt 13/1877.
UMJ-Akt 1880: UMJ Akt 22/1880; UMJ ad Akt 22/1880 (75/CC).
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz Spielfeld–Sulztal, Nr. 48, Stocking-Allgemein.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz Spielfeld–Sulztal, Nr. 48, Stocking-Stocking-Hügelgräber.
ZAMG 2016: Prospektionsbericht

Presse
Lenhard 2016: Robert Lenhard, Fürstengrab auf dem Grafenkogel, Kleine Zeitung Süd & Südwest, 02.06.2016, 28–29.

 

Seite geändert am: 31.03.2020