ID: LBRA-66410-08 (Leibnitz.66410.3, FKat. 692-191/1); Bezirk: Leibnitz; Gemeinde: Ragnitz; KG: Haslach; Gst. Nr.: 29/4; Fundverbleib: UMJ-Inv.Nr. 16695–16705; Zustand/Status: zum Teil zerstört.
https://hengist-archaeologie.at/archaeologie/fundorte/36-ragnitz/365-haslach-la-tene-zeitliches-reiterbrandgrab#sigProId8ab731b64b
Zeitstellung: La-Tène-Zeit (LT C/D)
Befund: Reiterbrandgrab, Flachgräberfeld
Forschungsgeschichte:
1950/1951: Bei der Anlage einer Schottergrube stieß man auf ein latènezeitliches Grab, das vom Grundbesitzer unsachgemäß geborgen wurde.
1957: Altbürgermeister Anton Holl übergab einen Teil der Funde im Sommer 1957 dem Joanneum und den Rest der Funde später.
1957: Erhebungen der Fundumstände durch Hauptschuldirektor Eduard Staudinger.
1987: Fundstellenerhebung durch den Archäologen Dr. Gerald Fuchs.
1991 Juli 17: Ersuchen des Bundesdenkmalamtes Graz um Ausweisung der Fundstelle im Flächenwidmungsplan (GZ.: 193/8/91).
2014: Fundstellenerhebung im Rahmen des Projektes InterArch-Steiermark, KPH.
Lage/Beschreibung:
Die Fundstelle liegt im Stiefingtal südwestlich des Steinfeldweges auf einer Wiese.
Bei der Anlage einer Schottergrube von 20 x 10 m und einer Tiefe von 2–3 m stieß Anton Holl 1950 oder 1951 in 4 bis 5 m Entfernung vom Weg (Steinfeldweg) auf eine im gewachsenen Schotter und Sand deutlich erkennbare Grube. Dieser „schwarze Kessel", dessen Inhalt nach unten hin immer dunkler wurde, war offensichtlich mit einem stark mit Holzkohle versetzten Erdreich gefüllt. Zuerst wurde ein verkohlter Pferdeschädel und einige (Pferde-)Kochen gefunden, daraufhin folgte ein Schädelkochen eines Menschen. In weiterer Folge traten eine Eisenschwert und ein Haumesser zu Tage, später die neun bronzenen Kleinfunde, darunter eine Mehrknopffibel aus Bronze, Bronzeringe und Bronzeketten. Holl meinte, dass er über der Grube keine Hügelaufschüttung bemerkte und auch sonst nirgends im Umfeld Hügel zu erkennen wären. Wie aus einer Karteikarte des Bundesdenkmalamtes hervorgeht, dürften die menschlichen Knochen und die Pferdeknochen entsorgt worden sein.
Im Sommer 1957 übergab Altbürgermeister Anton Holl, der auch der Grundbesitzer war, einen Teil der Funde (Schwert und Messer) an das Landesmuseum Joanneum, etwas später auch das restliche Grabinventar. Gerald Fuchs merkt 1987 an, dass bisher keine weiteren systematischen Untersuchungen erfolgt sind, obwohl gute Chancen gegeben sind, weitere Gräber zu entdecken.
Sofern vorhandene Hügel nicht schon längst planiert wurden bzw. die Gräber nicht schon längst beraubt sind, ist in diesem Umfeld ein (Flach-)Gräberfeld der (Spät-)La-Tène-Zeit zu vermuten.
Funde:
UMJ-Inv.Nr. 16695: Griffangelschwert mit Parierbügel; Eisen; L. 97 cm; GriffangelL. 14 cm; max. ParierB. 5,10 cm; max. KlingenB. 4,10 cm; KlingenSt. 0,40 cm; Gew. 575,70 g; Geschenk 1957 von Anton Holl; mittlere Latènezeit (Lt C1; 250–180 v. Chr.); siehe Modrijan, SchvSt 8, 7. M. Kramer 1994, Taf. 33,1. Karl/Modl/Porod 2009: 91 Nr. 495.
UMJ-Inv.Nr. 16696: Ringgriffmesser (Haumesser); Eisen; L. 47,40 cm; KlingenL. ca. 36 cm; KlingenB. 5,30 cm; Messerrücken 0,90 cm; RingDm. 2,70 cm; Gew. 440,20 g; Geschenk 1957 von Anton Holl; mittlere–späte Latènezeit (Lt C/D; 250–15 v. Chr.); siehe Modrijan, SchvSt 8, 8.
M. Kramer 1994, Taf. 33,2. Karl/Modl/Porod 2009: 209 Nr. 1204.
UMJ-Inv.Nr. 16697: Mehrknopffibel aus Bronze ohne Nadel (Fibel vom Mittellatèneschema); L. 6,90 cm; SpiralB. 1,50 cm; H. 2,5 cm; Gew. 16,30 g; Übergabe 1957 durch Anton Holl; mittlere Latènezeit (Lt C2; 180–110 v. Chr.); siehe Modrijan, SchvSt 8, 8. M. Kramer 1994, Taf. 34,1. Karl/Modl/Porod 2009: 140 Nr. 787.
UMJ-Inv.Nr. 16698: Fibelrest aus Bronze; L. 0,074 m; siehe Modrijan, SchvSt 8, 9, Nr. 6. M. Kramer 1994, Taf. 34,2.
UMJ-Inv.Nr. 16699: Bronzeketten mit Zwischenstück; L. 0,015 m; siehe Modrijan, SchvSt 8, 9 Nr. 4. M. Kramer 1994, Taf. 34,7.
UMJ-Inv.Nr. 16700: Kettenglied aus Bronze (Zwischenstück); siehe Modrijan, SchvSt 8, 9 Nr. 2. M. Kramer 1994, Taf. 34,8.
UMJ-Inv.Nr. 16701: Bronzering mit Anhänger (Bronze-Gußstück); siehe Modrijan, SchvSt 8, 9 Nr. 5. M. Kramer 1994, Taf. 34,5.
UMJ-Inv.Nr. 16702: Bronzeringe samt Kettengliedern; siehe Modrijan, SchvSt 8, 9 Nr. 1. M. Kramer 1994, Taf. 34,6.
UMJ-Inv.Nr. 16703: Armringbruchstück aus Bronze; siehe Modrijan, SchvSt 8, 10 Nr. 3. M. Kramer 1994, Taf. 34,3.
UMJ-Inv.Nr. 16704: Armringrest aus Bronze; siehe Modrijan, SchvSt 8, 10. M. Kramer 1994, Taf. 34,4.
UMJ-Inv.Nr. 16705: Kettenrest aus Bronze; siehe Modrijan, SchvSt 8, 10. M. Kramer 1994 vermerkt, dass dieses Stück eventuell zu UMJ-Inv.Nr. 16699 oder 16700 gehört.
Bibliographie:
BDA Karteikarte
BDA 1991: Schreiben des Bundesdenkmalamtes, Landeskonservatorat für Steiermark vom 17.07.1991 (GZ.: 193/8/91), Ausweisung von Bodenfundstätten im Flächenwidmungsplan.
DB 1987: UMJ-ARCH, Datenblätter BH Leibnitz A–R, Ragnitz (G. Fuchs 1987).
Karl/Modl/Porod 2009: S. Karl/D. Modl/B. Porod (Hrsg.), Katalog Archäologiemuseum Schloss Eggenberg, Schild von Steier 22/2009, 91 Nr. 495, 140 Nr. 787, 209 Nr. 1204.
Kramer 1981: D. Kramer, Vom Neolithikum bis zur römischen Kaiserzeit, Untersuchungen zur ältesten Besiedlungsgeschichte der Steiermark, mit besonderer Berücksichtigung der mittelsteirischen Höhensiedlungen, 3 Bde., Salzburg 1981, [maschinschriftliche phil. Dissertation], 211 s. v. Ragnitz 307.2.
Kramer 1986: M. Kramer, Zur Latènezeit in der Steiermark, 1986.
Kramer 1989: D. Kramer, Aus der Ur- und Frühgeschichte von Wildon, MblKorrHistLKommStmk 2, Graz 1989, 33.
Kramer 1994: M. Kramer, Latènefunde der Steiermark, Marburg 1994, 11, 52 Nr. 39, u.a.
Modrijan 1958: W. Modrijan, Ein Grab der La-Tène-Zeit in der Steiermark, SchvSt 8, 1958, 7–13 (inkl. Abbildungen der Funde).
Modrijan 1962: W. Modrijan, La-Tène-zeitliche Flachgräber im Leibnitzerfeld, SchvSt 10, 1962, 57–64. (Bernhard; Hart bei Stocking)
Modrijan 1965: W. Modrijan, Steiermark, in: L. Franz & A.R. Neumann (ed.), Lexikon der ur- und frühgeschichtlichen Fundstätten Österreichs, Wien 1965, 156 s. v. Haslach a.d. Stiefing.
Modrijan 1967: FÖ 6, 1951/55, 1967, 78.
Modrijan 1971: W. Modrijan, Aus der Ur- und Frühgeschichte der Steiermark, in: Hrsg. Steiermärkische Landesregierung (Hrsg.), Die Steiermark. Land, Leute, Leistung, 1971, 287 ff. (297, 298).
Reitinger 1965: J. Reitinger, Bibliographie zur Ur- u. Frühgeschichte Österreichs (ausgenommen Römerzeit), Band 3 (1939–1960), Wien 1965, 192 Nr. 1354.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz R, Nr. 27, Ragnitz-Badendorf.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz R, Nr. 27, Ragnitz-Gundersdorf.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz R, Nr. 27, Ragnitz-Haslach-Allgemein.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz R, Nr. 27, Ragnitz-Haslach-Rohr.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz R, Nr. 27, Ragnitz-Ragnitz.