ID: GUME-63254-09 (Graz-Umgebung.63254.9, FKat. 687-201/A); Bezirk: Graz-Umgebung; Gemeinde: Mellach; KG: Mellach; Gst. Nr.: .34/1; Flur: Enzelsdorf, Kirche St. Jakob; BDA-ObjektID: 57383, § 2a; Fundverbleib: eingemauert, verschollen; Zustand/Status: sekundärer Fundort.



Zeitstellung: römische Kaiserzeit, Hochmittelalter, Romanik
Befund: Kirche, „Römersteine"

 


Forschungsgeschichte:

Die Kirche steht unter Denkmalschutz.
1844: Die Stele des Cirpo wurde erstmals bei Muchar erwähnt.
1987: Fundstellenerhebung durch den Archäologen Dr. Gerald Fuchs.
2014: Fundstellenerhebung im Rahmen des Projektes InterArch-Steiermark, KPH.


Kirche St. Jakob:

Die Kirche St. Jakob in Enzelsdorf (Kath. Filialkirche hl. Jakob) wurde 1152 erstmals urkundlich erwähnt und zählt zu den ältesten Kirchenbauten der Steiermark. Als Bauherr der ursprünglich romanischen Kirche fungierte wahrscheinlich Liutold von Gutenberg. Unter Joseph Amand von Grünbach, dem damaligen Schlossherrn von Weissenegg, kam es dann 1686 bzw. 1696 zum Erweiterungsbau der Kirche in der heutigen Form. An der Südseite sind noch zwei romanische Fenster (um 1200) erhalten die im Jahre 1979 freigelegt wurden. Ebenso an der Südseite der Kirchenaußenwand eingemauert befindet sich die Stele des Cirpo (CIL III 5426). Ein weiterer, heute verschollener römerzeitlicher Reliefstein befand sich noch im 19. Jh. in der Nähe der Kirche.


Stele des Cirpo:

Die Grabstele des Cirpo (röm. Kaiserzeit, ca. 100 n. Chr.) ist an der Südseite der Kirchenaußenwand St. Jakob in Enzelsdorf eingemauert. Der marmorne Stein ist stehend rechteckig (B. 0,61 m, H. 1,065 m) und an den Ecken sowie an der Unterkante leicht bestoßen. Die Inschrift, mit einer nach unten kleiner werdenden Buchstabenhöhe, befindet sich in einem umrahmten Feld. Darüber ist eine Blumenranke, mit einem Blütenkelch in der Mitte und je einer Blüte und je zwei Knospen oder Blätter an den beiden Seiten, eingemeiselt. Im gerahmten Giebeldreieck befindet sich ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln und in den beiden seitlichen Ecken darüber befindet sich je ein Delphin.


Inschrift (CIL III 5426):

CIRPO/ SENI(I) F(ILIUS)/ ET PAMETA/ DEVSONIS/ F(ILIA) CON(IUX) F(ILIIS) F(ILIABUSQUE) F(ECERUNT)/ ET AVTOSC^VTTA^E/ ANN(ORUM) X^X ET/ PRISCO F(ILIO) A(NNORUM) L^X.
Cirpo, Sohn des Senius, und seine Gattin Pameta, Tochter des Deuso, setzten für sich und ihre Kinder den Grabstein. Der Tochter Autoscutta 20 Jahre und dem Sohn Priscus 60 Jahre.


Reliefstein:

Der Reliefstein befand sich nach Muchar (A. Muchar, Geschichte des Herzogthums Steiermark, Bd. 1, Grätz 1844, 375) unterhalb der Kirche an der Straße nach St. Ulrich am Waasen in Verwendung als Straßeneckstein eingegraben. Dargestellt waren „zwei Männergebilde in kurzen Röcken". Der römerzeitliche Stein ist verschollen.


Bibliographie:

Bracher 1957: K. Bracher, Die Burg Murberg unter Fernitz, BlfHk 31, 1957, 50–60 (56 ff.).
DB 1987: UMJ-ARCH, Datenblätter BH Graz-Umgebung A–M, Mellach (G. Fuchs 1987).
Dehio 2013: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Steiermark (ohne Graz). Bearbeitet von Kurt Woisetschläger, Peter Krenn mit Beiträgen von Géza Hajós, Wolfram Helke, Horst R. Huber, Viktor H. Pöttler, Amélie Sztatecsny, Wien 2013, 292 s. v. Mellach.
Fernitz 2009A: Röm.-kath. Pfarramt Fernitz Hrsg., Die Kirchen und Kapellen der Pfarre Fernitz, Christliche Kunststätten Österreichs, Nr. 499, 2009 (unten stehende Adresse eingeben).
Fernitz 2009B: (mit umfassender Literaturangabe zur Kirche).
Mirsch 2005: I. Mirsch, Die Geschichte der Gemeinde Fernitz, 2005, 74 ff.
Purkarthofer 1984: H.J. Purkarthofer, Mellach Geschichtsbilder, 1984, 73 ff.
Steweag 1987: Steweag Kontakt 1/87, Seite 4–5.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Graz-Umgebung L–P, Nr. 15, Mellach-Enzelsdorf.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Graz-Umgebung L–P, Nr. 15, Mellach-Mellach.


Stele des Cirpo, Reliefstein:

BDA Karteikarte.
Illpron 1986/1987: M. Hainzmann/P. Schubert, Inscriptionum Lapidarum Latinarum Provinciae Norici, 1986–87, 1169.
Janisch 1885: J. A. Janisch Hrsg., Topographisch-statistisches Lexikon von Steiermark mit historischen Notizen und Anmerkungen (3 Bde.), Graz 1878-1885, Bd. I, 159.
Muchar 1844: A. Muchar, Geschichte des Herzogthums Steiermark, Bd. 1, Grätz 1844, 375.
Pichler 1879: F. Pichler, Text zur Archäologischen Karte von Steiermark, Graz 1879, 10.
Pratobevera 1854: E. Pratobevera, Die Fundorte keltischer und römischer Antiken in Steiermark, In: MHVSt 5, 1854, 107–124 (110).
Schober 1923: A. Schober, Die römischen Grabsteine von Noricum und Pannonien, Sonderschriften des ÖAI Band X, Wien 1923, Nr. 16A.
Schönbacher 1959: F. Schönbacher, Chronik der Gemeinde Fernitz, 1959, 15 ff.
Ubi-erat-lupa 2014: 
Weber 1969: E. Weber, Die römerzeitlichen Inschriften der Steiermark, Graz 1969. Veröffentlichungen der Historischen Landeskommission für Steiermark. Arbeiten zur Quellenkunde XXXV. 125, 126, Nr. 69.