Bezirk: Graz-Umgebung; Gemeinde: Dobl-Zwaring; KG: Muttendorf; Gst. Nr.: 630/3; MNr.: 63258.15.01; Durchführungszeitraum: 23.09.2015

 

 

Archäologische Notgrabung Wasserhochbehälter - Muttendorfberg
Christoph Gutjahr, Martina Trausner

 

 

Die Durchführung der archäologischen Notgrabung im Bereich des geplanten Wasserhochbehälters in Muttendorfberg auf der Parzelle 630/3 in der KG Muttendorf (MG Dobl-Zwaring; BDA-MNr. 63258.15.01) durch den Kulturpark Hengist fand am 23.09.2015 statt. Die Fundmeldung an das Bundesdenkmalamt erfolgte am 22.09.2015 durch Anton Steffan, Deutschlandsberg.

Die Bau- und Grabungsfläche liegt auf einem Nordosthang etwas unterhalb der Kuppe eines von Nordwest nach Südost verlaufenden Höhenrückens zwischen Kainachtal im Osten und dem Oisnitzgraben im Westen. Von der westlich der Grabungsfläche angrenzenden Kuppe (Kote 406, „Hörzer Burgstall“) ist neben (früh)neuzeitlichem Material späturnenfelderzeitliche Keramik aus Aufsammlungen bekannt (Ha B2/3?) (Hebert 2006).

Auf dem ursprünglich bewaldeten Gelände waren der Humus und die Wurzelzone im Bereich der Grabungsstelle bereits entfernt worden. Aufgrund der typischen Pionierpflanzen am Rande der Baufläche erfolgte die Rodung derselben offensichtlich bereits vor ein bis zwei Jahren. Bereits vor Beiziehung der Archäologie waren große Teile des Nordosthangs in Folge des Baugrubenaushubs auf bis zu drei Meter Tiefe abgetragen worden, lediglich im Süden im Bereich der Grabungsfläche war partiell noch die originale Geländestruktur erhalten. Das von der archäologischen Untersuchung betroffene Areal von etwa 25,00 x 20,00 m lag im Südwesten der Baufläche und war durch Baggertätigkeiten gestört.

Bei der Notgrabung kam ein Objekt (Obj. 1) zum Vorschein. Es handelte sich dabei um eine dem Hanggefälle folgende, annähernd West–Ost verlaufende lineare Struktur, die als Graben zu interpretieren ist. Dieser Graben konnte auf einer Fläche von etwa 10,00 x 10,00 m untersucht und über eine Länge von 22,00 m verfolgt werden. Die Breite (Profile 3 und 5) des Grabens betrug etwa 7,00 m, die ergrabene Länge etwa 3,50 m. Der weitere Verlauf des Grabens zeichnete sich im Osten in der Hangböschung (Profil 4) ab. Die Wandung des im Querschnitt wannenförmigen Grabens war schräg bis steilschräg, die Übergänge von der Grubenwand zum Boden fließend, die Sohle von der Oberkante gesehen konvex. Die Tiefe betrug etwa 2,50 m. Der Graben war zweiphasig verfüllt. Aus der älteren Phase (z. B. SE 6–8, 17) direkt über dem Sohlenboden stammt kaum Fundmaterial. Die jüngere Phase (SE 3, 5, 16) erbrachte etwas mehr Keramik, verziegelten Lehm und Holzkohle. Die wenigen verrollten, zeitlich indifferenten prähistorischen Keramikfragmente stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit von der zeitgleichen Siedlung auf der Kuppe des Höhenzuges. Der Graben war durch zwei entsprechend dem Hanggefälle von West nach Ost verlaufenden jüngeren, jedenfalls postbronzezeitlichen Erosionsschichten (SE 1–2) überdeckt. Bei Objekt 1 handelte es sich um einen dem Hanggefälle folgenden, natürlichen Graben (Rinne) zur Plateau- oder Hangentwässerung. Diese Annahme unterstützt ferner ein etwas stärkerer Wasseraustritt, der im Bereich von Profil 4 zu beobachten war. Im Verlaufe der Zeit erosionsbedingt verfüllt, verlief der Graben vermutlich von der Plateauoberkante bis ins Tal.

 

Literatur
Gutjahr/Trausner 2015:
Grabungsbericht
Hebert 2006: Bernhard Hebert, „Unbekannte“ weststeirische Höhensiedlungen/Höhenfundplätze. Zu Höhensiedlungen im Einzugsbereich der Kainach, in: Alexandra Krenn-Leeb (Hrsg.), Wirtschaft, Macht und Strategie – Höhensiedlungen und ihre Funktionen in der Ur- und Frühgeschichte / Economics, Power and Strategy – Hilltop Settlements and their Functions in the Pre- and Early History, AÖ Spezial 1, Wien 2006,192, 195 Abb. 6, 196 Abb. 7.

 

Seite geändert am: 31.03.2020