ID: LBWD-66413-15 (Leibnitz.66413.9); Bezirk: Leibnitz; Gemeinde: Wildon (ehem. Gem. Weitendorf); KG: Kainach bei Wildon; Gst. Nr.: 354/2; 358/2; .100; 354/1, 354/4; Flur: bei den Herrschaftsäckern; Zustand/Status: ergraben, verbaut.



Zeitstellung: Urnenfelderzeit, Hallstattzeit (Ha B/C1)
Befund: Brandflachgräbergruppe

 

Forschungsgeschichte
2012 Juni 06.–10.: Archäologische Ausgrabung durch den Kulturpark Hengist (Christoph Gutjahr).
2014: Fundstellenerhebung im Rahmen des Projektes InterArch-Steiermark, KPH.
2017 November, Dezember: Oberbodenabtrag (Gst. Nr.: 354/1, 354/4) durch den Kulturpark Hengist.


Archäologische Ausgrabung 2012
Die Brandflachgräbergruppe befand sich ca. 60 m südlich des Gräberfeldes Kainach, jenseits der L601/Schröttenstraße, im Schwemmlandgebiet der Kainach auf ca. 300 m Seehöhe.
Im Vorfeld der Errichtung eines Mehrparteienwohnhauses im Bereich einer archäologischen Verdachtsfläche fand ein vom Kulturpark Hengist archäologisch begleiteter Oberbodenabtrag statt. Dabei stieß man im südlichen Bereich der Baufläche auf vier einfache, kleine Brandgräber, die einer unteren Ausstattungsklasse angehörten. Es handelte sich um Einzelgefäßgräber, die in einer kleinen „Steinkiste", jeweils z. T. mit Bodenplatte, Steinumstellung und Abdeckung, in den Boden eingebracht wurden. Die Leichenbranduntersuchungen erbrachten die Grablegung von mind. 6 Individuen, darunter 2 Kinder. Die aufgedeckten Gräber sind wohl in Verbindung mit dem großen nördlich gelegenen Gräberfeldareal (Gräberfeld Kainach) zu sehen, was allein schon die räumliche Nähe indiziert. Die Brandflachgräber werden der Urnenfelderzeit/Hallstattzeit (Ha B, Ha C1) zugewiesen.

 

Oberbodenabtrag Wohnbau Duzelic 2017
Im Vorfeld der Errichtung eines Einfamilienhauses wurde am 10.11.2017 vom Verein Kulturpark Hengist im Auftrag der Eigentümerfamilie Duzelic auf dem Grundstück Nr. 354/4 in der KG Kainach, MG Wildon, ein archäologisch begleiteter Oberbodenabtrag durchgeführt. Das Grundstück ist – nur unweit südlich des von 2004 bis 2007 in weiten Teilen ergrabenen spätbronze- bis frühhallstattzeitlichen Gräberfeldes „Auf den Herrschaftsäckern“ (Grst. 363/1, 365/4 und 550) gelegen ‑ als archäologische Verdachtsfläche ausgewiesen. Ferner wurden im Frühsommer 2012 im Zuge der Errichtung eines Mehrparteienhauses bei einem Oberbodenabtrag mit anschließender archäologischer Ausgrabung auf dem unmittelbar östlich angrenzendem Grst. Nr. 354/2 vier weitere urnenfelder- sowie hallstattzeitliche Gräber aufgedeckt (Wohnbau Lechner, MNr. 66413.12.01).

Auf dem Grundstück Nr. 354/4 wurde der Oberboden bis zur erforderlichen Bautiefe von 0,20 m maschinell abgetragen. Der Bereich der Fläche 1 wurde vollständig abgezogen, wobei sich die Untersuchungsfläche als befund- und fundleer erwies. Aus dem maschinellen Abhub stammen lediglich einige rezente Schlackestücke mit einer Größe von bis zu 0,25 cm, wenige rezente Glas- und Ziegelbruchstücke sowie Asphaltbrocken. Die Bauweise des Wohnhauses ohne Unterkellerung (es erfolgt lediglich eine Aufschüttung für die Bodenplatte) und dem daraus resultierenden, geringen Humusabhub erfordert im untersuchten Areal keine weiteren archäologischen Maßnahmen. Festzuhalten bleibt an dieser Stelle, dass aufgrund der räumlichen Nähe zu der oben angeführten, ausgedehnten prähistorischen Nekropole in tieferen Lagen durchaus noch mit archäologischen Befunden (Gräbern) zu rechnen wäre. Durch den Wohnbau wird dieser potentielle Fundplatz aber versiegelt.

Im Bereich der zu errichtenden Kanalisation südwestlich von Fläche 1 wurde eine Ost-West verlaufende Sondage durchgeführt, die bei einer Länge von 5,30 m eine Breite von 1,20 bis 2,30 m sowie eine Tiefe von max. 1,60 m besaß (= Fläche 2 Ost). Der Oberboden war hier teilweise gepflastert (ehemaliger Parkplatz einer aufgelassenen Billa-Filiale). Direkt unter dem Frostkoffer der Pflasterung befand sich in einer Tiefe von zirka 0,60 m eine massive, rezente Schlackeschicht mit einer Mächtigkeit von bis zu 0,20 m, die ihrerseits auf einer sandig-lehmigen etwa 0,80 m starken Schwemmschicht der Kainach auflag. Unterhalb dieser wurde in einer Tiefe von etwa 1,60 m der geologisch anstehende schotterig-sandige Boden erreicht, zudem war hier auch ein Austritt von Grundwasser zu vermerken. Auch diese Sondage ergab keine archäologisch relevanten Befunde oder Funde.

Auf der Parz. 354/1 wurde der bereits bestehende, parallel zum ehemaligen Billa-Gebäude verlaufende Kanalgraben auf einer Länge von 43 m und einer max. Tiefe von 1,60 m erneut aufgegraben und blieb ebenfalls befundfrei (= Fläche 2 West). Es konnten in der Kanalgrabenverfüllung auch keine auf allenfalls zerstörte Gräber hinweisende Keramikfragmente etc. festgestellt werden.


Bibliographie
Gutjahr/Trausner 2012:
Grabungsbericht Lechner.
Gutjahr/Arneitz 2017: Grabungsbericht Duzelic.
Gutjahr u.a. 2018: Christoph Gutjahr, Stephan Karl, Gernot Obersteiner, Hengist best-of, Führer zu archäologischen Fundstellen und Baudenkmalen in der Region Hengist, Hengist-Magazin Sonderband 1, Wildon 2018, 46–49.

 

Seite geändert am: 26.03.2020