ID: LBWD-66430-03 (Leibnitz.66430.1; FKat. 682-195/1); Bezirk: Leibnitz; Gemeinde: Weitendorf; KG: Weitendorf; Gst. Nr.: [Denkmalschutz: 1859; 1860; 1861; 1862; 1863; 1864; 1874; 1875; 1876; 1877; 1878; 1879; 1880; 1881; 1882; 1883; 1884; 1885; 1886; 1887; 1888; 1889; 1890; 2276 (Alt-Weg)]; 1846/2; 1847; 1848; 1849; 1850; 1851; 1852; 1854; 1855; 1866; 1867; 1868; 1869/1; Flur: Teilhölzl, Kaiserwald, beim Basaltbruch; Fundverbleib: UMJ; BDA-ObjektID: 130359, Bescheid; Zustand/Status: fast alle Tumuli sind alt gestört; 5 sind ergraben.



Zeitstellung: Römerzeit (1./2. Jh.).
Befund: Hügelgräberfeld; ca. 46 Hügel.

 

Forschungsgeschichte:

1939 Juni 23., 24., 27., 29.: archäologische Grabung durch das Joanneum, Grabungsleitung: Dr. Franz Pichler (?).
1987: Fundstellenerhebung durch den Archäologen Dr. Gerald Fuchs.
1989/1990: Planaufnahme durch das Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für Steiermark.
1990 Dezember 03: Unterschutzstellung.
1997 Jänner 21: Begehung durch Mitarbeiter des Bundesdenkmalamtes.
2014: Fundstellenerhebung im Rahmen des Projektes InterArch-Steiermark, KPH.


Lage/Beschreibung:

Das römerzeitliche Hügelgräberfeld Teilhölzl befindet sich am südlichen Ende des Kaiserwaldes, nordöstlich des Basaltsteinbruches Weitendorf. Es wurde teils in flachem, teils in riedelig zerfurchtem Gelände, das sich deutlich über den Talboden der Kainach erhebt, angelegt. Der Bereich des Gräberfeldes ist vom südwestlich vorgesetzten Basaltstock und der oberhalb des Basaltsteinbruches liegenden Siedlung durch einen deutlichen Einschnitt getrennt. Dieser von Nordwest etwas unregelmäßig nach Südost verlaufende Altweg (Gst. Nr.: 2276), oder vermutlich künstlich vertiefte Geländeeinschnitt, trennt die um den Steinbruchtrichter liegende Terrasse von dem nordöstlich anschließenden Rücken, auf dem das Hügelgräberfeld liegt. Eine genaue Datierung dieses Weges ist noch nicht bekannt. Im Zusammenhang mit dem Hügelgräberfeld könnte der Weg in die Römerzeit fallen, jedoch könnte er auch älter sein und im Bezug zu der prähistorischen Siedlung stehen. Im Norden wird das Hügelgräberfeld durch einen annähernd von West nach Ost verlaufenden Weg (Gst. Nr.: 2293/2) und im Südosten von einem weiteren Weg (Gst. Nr.: 2772) begrenzt. Das aus mindestens 46 Hügelgräbern bestehende Gräberfeld ist in mehrere Teilgruppen gegliedert. In einer Gruppe ist eine regellose Anordnung zu beobachten, drei weitere Gruppen zeigen eine deutliche reihenweise Ausrichtung. Die mächtigsten Exemplare sind immer am Rand einzelner Gruppen platziert und sie stehen etwas abseits. Die Höhen der einzelnen Grabhügel schwanken von 0,20 m bis 2,00 m und die Durchmesser von 6,00 m bis 25,00 m. Es ist auch durchaus möglich, dass es sich nicht nur um römerzeitliche Gräber (1./2. Jh. n. Chr.) sondern auch um hallstattzeitliche Gräber handelt. Vorerst gibt es aber hierzu noch keinen Nachweis.


LBWD-66430-03/1=66430.1939.1:

Am 23., 24., 27., 29. Juni 1939 fanden archäologische Grabungen durch das Landesmuseum Joanneum, vor- und frühgeschichtliche Abteilung, Grabungsleitung Dr. Franz Pichler (?), statt. Bereits damals waren von den ursprünglich 39 in diesem Gebiet bekannten Tumuli fast alle alt gestört. Die Grabung im Jahre 1939 erstreckte sich auf die Untersuchung von 5 Tumuli auf den Parzellen der damaligen Besitzer Bierbacher (Gst. Nr. 1888 und 1889) und vulgo Obenaus (Wankhammer Rosa, Gst. Nr. 1857).
Von den 5 untersuchten Tumuli mit Brandbestattungen enthielten zwei einen Steineinbau.
Der eine Grabhügel barg eine aus 6 kleineren Sandsteinblöcken gebildete unregelmäßige viereckige Steinsetzung und der andere Hügel eine dreiseitig umschlossene, nach Süden hin offene Kammer aus Basaltbruchsteinen ohne Mörtelbindung. Unter den Fundgegenständen befanden sich neben römerzeitlichen Keramikfragmenten von Töpfen, Dreifußschalen, Deckel und Schüsseln auch 3 Münzen, zwei des Antoninus Pius (Reg. 138–161 n. Chr.; 2 x Dp/As 138/161) und eine des Marcus Aurelius (Reg. 161–180 n. Chr.; Dp/As 161/180) und verbrannte Knochenstücke.


LBWD-66430-03/2=66430.1989.1:

1989/1990 erfolgte eine Planaufnahme des Hügelgräberfeldes ausgehend vom Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für Steiermark. Zweck dieser Planaufnahme war die Unterschutzstellung des Gräberfeldes am 03.12.1990. Bei einer Begehung des Geländes am 21.01.1997 durch Mitarbeiter des Bundesdenkmalamtes konnte festgestellt werden, dass zwei Grabhügel auf den Parzellen 1859 und 1860 illegale Grabungsspuren in Form rechteckiger, z. T. mannsgroßer, Gruben aufwiesen.
Diese illegalen Grabungen geschahen frühestens im November 1996. Es erfolgte eine Anzeige.


Bibliographie:

ALFS 1988: G. Fuchs, I. Kainz, Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, Projekt P 5829, Archäologische Landesaufnahme und digitaler Fundkataster für Steiermark, Projektleiter E. Hudeczek, Jahresbericht 1988, Graz 1988, 75–76.
BH-Leibnitz 1988: Kundmachung der Bezirkshauptmannschaft Leibnitz vom 16.11.1988 (GZ: 8.1 St 14 - 1988).
BDA: Karteikarte.
BDA 1989: Stellungnahme des Bundesdenkmalamtes, Landeskonservatorat für Steiermark, vom 23.10.1989 (GZ: 2310/89).
BDA 1990: Bescheid des Bundesdenkmalamtes Wien vom 03.12.1990 (GZ: 13.163/4/90), Unterschutzstellung.
BDA 1993: Schreiben des Bundesdenkmalamtes Graz vom 18.10.1993 (GZ.: 1828/2/93).
BDA 1997: Schreiben des Bundesdenkmalamtes, Landeskonservatorat für Steiermark, vom 04.02.1997 (GZ: 441/1/1997).
Burböck 1979: O. Burböck, Münzen aus römerzeitlichen Bestattungen in der Steiermark, SchvSt 15/16, Graz 1978/79, 141–156 (144 Nr. 61, 62, 69).
DB 1987: UMJ-ARCH, Datenblätter BH Leibnitz S–Z, Weitendorf (G. Fuchs 1987; B. Hebert 17.05.1990; G. Fuchs 20.12.1990).
Grubinger 1935: M. Grubinger, Die römischen Gräber am Rande des Kaiserwaldes südlich von Graz, BlfHK 13, 1935, 101 ff.
Hebert 1988: B. Hebert, Aktenvermerk über Bodendenkmalpflege, Weitendorf (KG und OG), Basaltsteinbruch vom 07.12.1988. (Zl. 2472/88).
Hebert 1989a: B. Hebert, Fundbericht über KG Weitendorf, OG Weitendorf, BH Leibnitz, Parz. 1891 vom 23.02.1989. (Zl. 380/89).
Hebert 1989b: B. Hebert, KG Weitendorf, OG Weitendorf, VB Leibnitz, FÖ 27, 1988, Wien 1989, 270.
Kramer 1981: D. Kramer, Vom Neolithikum bis zur römischen Kaiserzeit, Untersuchungen zur ältesten Besiedlungsgeschichte der Steiermark, mit besonderer Berücksichtigung der mittelsteirischen Höhensiedlungen, 3 Bde., Salzburg 1981, [maschinschriftliche phil. Dissertation], 221 s. v. Weitendorf 326.1.
Pahič 1972: S. Pahič, Neues Verzeichnis der norisch-pannonischen Hügelgräber. Razprave Dissertationes VII,2, 1972, 194.
Pichler 1948: F. Pichler, Weitendorf, Gde Weitendorf, Pol. Bez. Leibnitz, FÖ 3, 1938–1939, Wien 1948, 165–166.
Schachinger 2006: U. Schachinger, Der antike Münzumlauf in der Steiermark, Wien 2006, 80–82, 325.
Urban 1984: O. Urban, Das Gräberfeld von Kapfenstein (Steiermark) und die römischen Hügelgräber in Österreich. MBV 35, München 1984, 262, St 204.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz V–Wolfsberg, Nr. 50, Weitendorf-allgemein.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz V–Wolfsberg, Nr. 50, Weitendorf-HGF-Basaltbruch.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz V–Wolfsberg, Nr. 50, Weitendorf-Kainach-Hügelgräber.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz V–Wolfsberg, Nr. 50, Weitendorf-Pläne.