ID: LBLSM-66418-18 (Leibnitz.66418.10); Bezirk: Leibnitz; Gemeinde: Lebring-St. Margarethen; KG: Lebring; Flur: Leibnitzer Feld.



Zeitstellung: Erster Weltkrieg; 20. Jahrhundert
Befund: Militärlager; Siedlung 
Status: teilweise ergraben; größtenteils vebaut

 

Hengist Magazin 2/2010
Hengist Magazin 1/2024
Hengist Best-Of, Nummer 24

 


Beschreibung
Das Militärlager lag während des Ersten Weltkrieges im Leibnitzer Feld auf dem Gebiet der Gemeinden Lebring und Lang. Im Jahre 1915 wurden der Kader und das Ersatzbataillon der Bosnisch-Herzegovinischen Infanterieregimentes 2 (sog. „Zweierbosniaken") von Graz in das neu errichtete Ausbildungslager in Lebring verlegt. Im Verlauf des Krieges wurden im Lager zusätzlich noch zahlreiche Kriegsgefangene und Arbeitskommandos untergebracht. Südlich des Lagers wurde auch ein eigener Friedhof angelegt der heute noch zu besuchen ist (Gemeinde Lang). Bald nach Kriegsende 1918 begann der Abbruch des Militär- und Kriegsgefangenenlagers Lebring. Das Lager bestand aus weit über hundert Gebäuden. Siehe hierzu den Artikel von G. Obersteiner (2010) mit einem Plan des Lagers (Seite 8–9).

 

Oberbodenabtrag - Lebring-Südbahnweg Februar 2023
Christoph Gutjahr und Maria Mandl
Maßnahmennummer: 66418.23.01; Maßnahmenbezeichnung: Lebring-Südbahnweg; Grst. Nr.: 204, 222/2; Durchführungszeitraum: 21.02.2023–22.02.2023

Im südlichen Bereich des ehemaligen Militärlagers Lebring konnten im Rahmen des Oberbodenabtrages auf den Parzellen 204 und 222/2 keine archäologisch relevanten Befunde getätigt werden.
Die Untersuchungsfläche liegt im Talboden des Leibnitzer Feldes im Osten der Katastralgemeinde Lebring. Ein geplantes Bauvorhaben machte einen Oberbodenabtrag im denkmalgeschützten Areal notwendig. Die betroffenen Parzellen befanden sich im Süden des ehemaligen von 1915 bis 1918 bestehenden Militärlagers, das während des Ersten Weltkriegs von Kriegsgefangenen und Zivilarbeitern errichtet wurde. Es umfasste über hundert Gebäude samt der notwendigen Infrastruktur, darunter einen Wasserbehälter, eine Kanalisation, ein Lagerschlachthaus samt Stallungen sowie ein Lagerpostamt. Später kamen noch Lagerspitäler mit 2000 Betten für verwundete und infizierte Soldaten sowie Gefangene hinzu. Auf der eingezäunten Lagerfläche von 75 Hektar waren außer den Kriegsgefangenen bis zu 15.000 Mann einquartiert, zumeist Soldaten der k. u. k. Armee verschiedener Nationen. Nach dem Ende des Krieges wurden die zahlreichen Baracken abgetragen. Seither dehnen sich auf dem ehemaligen Lagergelände Siedlungen, Industrieanlagen, Straßen und landwirtschaftliche Grundstücke aus. Bei beiden Grundstücken wurde der Oberboden auf ca. 30 % der Gesamtfläche maschinell abgetragen. Während die Parzelle 222/2 befundleer war, kam auf der Parzelle 204 als einziger Befund eine mit Ziegeln abgedeckte Starkstromleitung zum Vorschein.

 

Oberbodenabtrag - Lebring-Südbahnweg August 2023
Christoph Gutjahr und Maria Mandl
Maßnahmennummer: 66418.23.03; Maßnahmenbezeichnung: Lebring-Südbahnweg; Grst. Nr.: 199, 200, 201, 215/1; Durchführungszeitraum: 07.08.2023–09.08.2023

Im südlichen Bereich des ehemaligen Militärlagers Lebring wurden im Rahmen eines Oberbodenabtrages auf den Parzellen 200 und 201 mehrere seichte Gruben freigelegt, die in Verbindung mit dem ehemaligen Militärlager im Ersten Weltkrieg stehen könnten. Das Fundmaterial daraus lässt sich zeitlich gut mit dem Bestehen des Militärlagers in Einklang bringen. Besonders hervorzuheben sind dabei eine Bierflasche der Brauerei Puntigam in Graz sowie die Fragmente von Teetassen. Auf den ebenfalls untersuchten Parzellen 199 und 215/1 konnten dagegen keine archäologisch relevanten Befunde getätigt werden. 
Die Untersuchungsfläche liegt im Talboden des Leibnitzer Feldes im Osten der Katastralgemeinde Lebring. Eine geplante Straßenerneuerung bzw. -verbreiterung im Gewerbepark machte einen Oberbodenabtrag im denkmalgeschützten Areal notwendig. Die betroffenen Parzellen befanden sich im Süden des ehemaligen von 1915 bis 1918 bestehenden Militärlagers, das während des Ersten Weltkriegs von Kriegsgefangenen und Zivilarbeitern errichtet wurde. Es umfasste über hundert Gebäude samt der notwendigen Infrastruktur, darunter einen Wasserbehälter, eine Kanalisation, ein Lagerschlachthaus samt Stallungen sowie ein Lagerpostamt. Später kamen noch Lagerspitäler mit 2000 Betten für verwundete und infizierte Soldaten sowie Gefangene hinzu. Auf der eingezäunten Lagerfläche von 75 Hektar waren außer den Kriegsgefangenen bis zu 15.000 Mann einquartiert, zumeist Soldaten der k. u. k. Armee verschiedener Nationen. Nach dem Ende des Krieges wurden die zahlreichen Baracken abgetragen. Seither dehnen sich auf dem ehemaligen Lagergelände Siedlungen, Industrieanlagen, Straßen und landwirtschaftliche Grundstücke aus.1 Die Sondierungen beschränkten sich größtenteils auf einen schmalen Streifen parallel zur bestehenden Straße, wobei mehrere flache Gruben (Objekte 3-11) freigelegt wurden. Sie enthielten Fundmaterial wie z. B. Teetassen und einen Kochtopf aus Email (Manufaktur Adolf Westen), das sich zeitlich mit dem Bestehen des Militärlagers in Einklang bringen lässt. Besonders hervorzuheben ist dabei eine Bierflasche mit Bügelverschluss (Lochmundverschluss) und Keramikstöpsel der Brauerei Puntigam in Graz. Eine West-Ost orientierte Reihe aus vier Pfostengruben (Objekte 12-15) befand sich im Norden der Untersuchungsfläche auf der Parzelle 201. Die Verfüllung von Objekt 12 enthielt ein oxidierend gebranntes Keramikfragment mit orangem Überzug (Mitte 17. Jh. bis Ende 18. Jh.). Eine Zuordnung des Befundes zum Militärlager ist fraglich. 
Aus den oben angeführten seichten Gruben lassen sich zwar keine baulichen Strukturen ableiten, dennoch ist hier aufgrund des Fundmaterials davon auszugehen, dass diese spätestens bei der Auflassung des Militärlagers entstanden sind. Eine Annahme, die möglicherweise durch eine vom Kulturpark Hengist in Auftrag gegebene Aufarbeitung des Fundmaterials untermauert werden wird.


Bibliographie
Dinawitzer 1994: J. Dinawitzer, Das Militärlager Lebring und der Soldatenfriedhof, Marktgemeinde Lebring-St. Margarethen (Hrsg.), Festschrift anlässlich der Markterhebung, 1994, 106–109.
Gutjahr u.a. 2018: Christoph Gutjahr, Stephan Karl, Gernot Obersteiner, Hengist best-of, Führer zu archäologischen Fundstellen und Baudenkmalen in der Region Hengist, Hengist-Magazin Sonderband 1, Wildon 2018, 120–123.
Gutjahr/Mandl 2023: Grabungsberichte
GUTJAHR UND MANDL 2023: CHRISTOPH GUTJAHR und MARIA MANDL, Archäologie im Kulturpark Hengist, Hengist-Magazin. Zeitschrift für Archäologie, Geschichte und Kultur der Mittelsteiermark, 2/2023, 12–17. 
Obersteiner 2010: G. P. Obersteiner, Baracken in der Landschaft. Das Militärlager in Lebring-Lang und Lager des Reichsarbeitsdienstes, Hengist-Magazin 2/2010, 6–11.
Reitinger 2024: Nicole Reitinger, Neuzeitliche Funde aus dem Militärlager Lebring-Lang, Hengistmagazin. Zeitschrift für Archäologie, Geschichte und Kultur der Mittelsteiermark, 1/2024, 28–35.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz Lebring, Nr. 21, Lebring-Lebring.

 

Seite geändert am: 02.09.2025