ID: LBLA-66170-06 (Leibnitz.66170.1; FKat. 685-190/1); Bezirk: Leibnitz; Gemeinde: Lang; KG: Schirka; Gst. Nr.: 811; 812; 813; 814; 816; 817; 818; 819; 841; 844/1; 874; 876; 877/1; 877/2; 878; 879/1; 879/2; 880; 881; 883; 888; 889/1; 889/2; 892; 893; 894; 895; 896; 897; 900; 905; 906; 908/1; 908/2; 908/3; 908/4; 908/5; 909/1; 909/2; 912; 915; 1437 (Weg); 1441 (Weg); [895, 896, 908/1, 909/1, 909/2= mittelalterliche Befestigung]; Flur: Dexenberg, Tischlerhöhe, Hofäcker, Hochäcker; Fundverbleib: 1980–1981 UMJ, 1988 Anton Steffan, 1995 chinesische Münze= R. Illek; Zustand/Status: größtenteils ungestört.
https://hengist-archaeologie.at/archaeologie/fundorte/27-lang/134-schirka-tischlerhoehe-kupferzeitliche-hoehensiedlung-mittelalterliche-befestigungsanlage#sigProId1f28f219fb
Zeitstellung: Prähistorie, Kupferzeit, Lasinja, HochMittelalter, Neuzeit.
Befund: Prähistorische Oberflächenfunde, Mittelalterliche Befestigungsanlage, Neuzeitliche Oberflächenfunde.
Forschungsgeschichte
1961, 1965: Historisch-topgraphische Bemerkungen zur mittelalterlichen Burgstelle von Robert Baravalle und Otto Lamprecht.
1980 Juli: Begehung durch die Archäologen Gerald Fuchs und Diether Kramer.
1981: Begehung (vermutlich 1981) durch den Archäologen Diether Kramer, Helmut und Heimo Ecker-Eckhofen.
1982: Begehung und Fotodokumentation.
1987 und 1989: Fundstellenerhebung durch den Archäologen Gerald Fuchs.
1988: Fundaufsammlung durch Anton Steffan, Deutschlandsberg; vgl. den Fundbericht des Archäologen Bernhard Hebert vom 02.11.1988 (GZ.: 2189/88).
1990 November 09: Begehung im Rahmen einer Exkursion der Gemeinde Lang.
1995 April 04: Fundbericht des Archäologen Bernhard Hebert (GZ.: 193/2a/95).
2004 Jänner 09: Ersuchen des Bundesdenkmalamtes Graz um Ausweisung der Fundstelle im Flächenwidmungsplan (GZ.: 28.659/1/2003).
2014: Fundstellenerhebung im Rahmen des Projektes InterArch-Steiermark, KPH.
2017: Archäologisch-geophysikalische Prospektion (ZAMG)
Lage/Beschreibung
Die Tischlerhöhe (Hofäcker, Hochäcker) liegt zwischen Walter-Klement-Weg und Holzschusterweg sowie im Umfeld des Holzwagnerweges auf größtenteils Ackerflächen. Der Höhenzug von Dexenberg, der nordöstlichste Ausläufer des Sausal, fällt an drei Seiten steil ins Laßnitztal ab und überragt den Talboden um fast 140 m. Die in alle Richtungen steil abfallende Tischlerhöhe, an deren Fuß heute die kleine Ortschaft Dexenberg liegt, stellt mit ihrer weitreichenden Fernsicht und ihrer geschützten Lage einen hervorragenden Siedlungsplatz dar, der offensichtlich schon in der Jungsteinzeit genutzt wurde. Diese offensichtlich anthropogen veränderte Höhenkuppe stellt derzeit den ältesten Siedlungsnachweis in der Gemeinde Lang dar. So befand sich auf dem ausgedehnten Areal der Anhöhe eine teilweise durch eine Wallanlage befestigte Höhensiedlung. Die Ansiedlung datiert in die späte Jungsteinzeit (ca. um 4000 v. Chr.) und deckt damit die Zeitstufen der Spätlengyel bis in die Lasinjakultur ab.
Auf dem Gebiet der prähistorischen Siedlungsfläche liegt auch eine mittelalterliche Befestigungsanlage.
An ähnlichen Anlagen in sicherer Kuppen- und Spornlage in Nahbereich der Tischlerhöhe sind zu nennen der Spiegelkogel in St. Nikolai im Sausal, die Steinmeiß/Steinmaißspitze am Buchkogel/Bockberg oder auch der Wildoner Schlossberg.
Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Tischlerhöhe mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Mit den Quellen zur Burgstelle befassten sich Baravalle 1961 und Lamprecht 1965. Seit den 1980er Jahren fanden ständig Begehungen verschiedener Protagonisten statt.
LBLA-66170-06/1=66170.1961.1: mittelalterliche Befestigungsanlage
Im Nordosten gipfelt das Sausaler Bergland auf der 424 m hohen Tischlerhöhe, an deren Südostflanke das Dorf Dexenberg liegt. Das großräumige, vermutlich künstlich geschaffene, ebene Plateau ist an allen Seiten künstlich abgeböscht und ist Standort einer prähistorischen Höhensiedlung und möglicherweise auch einer mittelalterlichen Wehranlage. Nach den Ausführungen von Baravalle befand sich ein mittelalterlicher Wehrbau nördlich der heutigen Ortschaft am Nordhang des zur Laßnitz abfallenden Hügellandes, auf einer schmalen, durch zwei kleine Gräben herausgeschnittenen Bergzunge, oberhalb des Gehöftes mit dem bezeichnenden Namen Buch-(Burg-)weber. Auf einer anscheinend künstlich geebneten, fast rechteckigen Hochfläche dürfte die Burg ähnlich der Lechenburg – eine Turmburg mit Ummauerung, Wall und Gräben – gelegen sein. Im Jahre 2004 wurden die Parzellen 895, 896, 908/1, 909/1, 909/2 als der Ort der mittelalterlichen Befestigungsanlage im Flächenwidmungsplan ausgewiesen. Obwohl eine mittelalterliche Burg an der Stelle des Berglandes nicht bezeugt ist, wie Lamprecht schreibt, scheint der Ortsname „Thesinperg" und „Tachsinperg" 1295 in historischen Urkunden auf. Die Ortschaft Dexenberg, die vermutlich den Namen der Burg weitertrug, ist an der Südostseite derselben als zweiseitiges Straßendorf entstanden. Zu diesem Zeitpunkt – Ende des 13. Jahrhunderts – dürfte auch die Burg aufgegeben worden sein, und aus dem zugehörigen Meierhof sei dann die Ortschaft entstanden, wie Baravalle berichtet. Er setzt die Entstehungszeit der Burg im 12. Jahrhundert an, denn 1185 wird ein Diepert von Dachenberg urkundlich erwähnt, der damals vermutlich Lehensmann der Wildoner war. Die Burgstelle wird 1434 letztmals erwähnt, der Hof bestand wohl noch im 17. Jahrhundert.
Derzeit kann jedoch nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob sich auf der Tischlerhöhe eine mittelalterliche Burg befand, denn die Oberflächenfunde stammen hauptsächlich aus der Prähistorie. Grabungen fanden bisher noch keine statt.
LBLA-66170-06/2=66170.1980.1: prähistorische Höhensiedlung
Aufgrund der Gipfellage, Umrisse und Größe des Plateaus ging Lamprecht 1965 schon von einer befestigten prähistorischen Höhensiedlung, ähnlich dem Ring bei Hartberg oder dem Königsberg bei Tieschen, aus. Im Laufe der letzten Jahrzehnte fanden im Bereich der Tischlerhöhe immer wieder Begehungen verschiedener Protagonisten statt, in deren Rahmen an den Ackeroberflächen neolithische Keramikfragmente (z. B. die Fragmente eines Gefäßes mit Tunnelhenkel), Hüttenlehm, Tonartefakte (Tonlöffel), Steingeräte, Steinwaffen (z. B. eine dreieckige Hornsteinpfeilspitze ohne Widerhaken) und Hornsteinfragmente gefunden wurden.
Hauptsächlich handelt es sich um Funde der Kupferzeit, der sogenannten Lasinja-Kultur (Lasinja-Kanzianiberg 4300–3800 v. Chr., nach Gleirscher 2006), es gibt aber auch wenige älter Funde, beispielsweise aus der Spätlengyelzeit (4500–4300 v. Chr., nach Gleirscher 2006) sowie wenige jüngere Funde der Bronzezeit (Urnenfelderzeit), des Mittelalters und der Neuzeit. Bemerkenswert ist der Fund einer chinesischen Münze der Periode Kaiser Kuang-Hsü (Te Tsung) 1875–1908, wie Bernhard Hebert in seinem Fundbericht von 1995 ausführt.
Münze
China; Qing-Dynastie; Kaiser Kuang-Hsü (Te Tsung) 1875–1908; 1 Cash aus der Münzstätte Tientsin, Provinz Chihli (Krause-Mishler, World Coins 1991, 452, Nr. 8-1.4). Finder/Fundverbleib: R. Illek.
Bibliographie
Baravalle 1961: R. Baravalle, Burgen und Schlösser der Steiermark, Graz 1961, 316, s. v. Dechsenberg.
BDA 2004: Schreiben des Bundesdenkmalamtes Graz vom 09.01.2004 (GZ.: 28.659/1/2003). Ausweisung im Flächenwidmungsplan.
DB 1987: UMJ-ARCH, Datenblätter BH Leibnitz A–R, Lang (G. Fuchs 1987, 08.06.1989).
Fuchs 1980: Begehungsbericht vom Juli 1980.
Hebert 1988: Fundbericht von B. Hebert vom 02.11.1988 (GZ.: 2189/88) = Hebert 1989.
Hebert 1989: B. Hebert, KG Lang, OG Lang, VB Leibnitz, FÖ 27, 1988, Wien 1989, 270 (entspricht dem Fundbericht von B. Hebert vom 02.11.1988).
Hebert 1995: Fundbericht von B. Hebert vom 04.04.1995 (GZ.: 193/2a/95).
Hengist: Tafel Kulturwanderweg.
Gleirscher 2006: Paul Gleirscher, Frühe Bauern in Kärnten und in der Steiermark, Festgabe für Helmut Ecker-Eckhofen zum 70. Geburtstag, Wildon 2006, 10 ff. (Zeittafel).
Knapp 1937: W. Knapp, Verschollene Burgen am Sausalrand, BlfHk 15, 1937, 3 ff.
Lamprecht 1965: O. Lamprecht, Dexenberg, Eine unbekannte Wehranlage am Rande des Sausaler Berglandes, Sonderabdruck aus Schild von Steier 12, 1964/65, 121 ff.
Krause-Mishler 1991: Krause-Mishler, World Coins 1991, 452 Nr. 8-1.4.
Kramer 1981a: D. Kramer, Vom Neolithikum bis zur römischen Kaiserzeit, Untersuchungen zur ältesten Besiedlungsgeschichte der Steiermark, mit besonderer Berücksichtigung der mittelsteirischen Höhensiedlungen, 3 Bde., Salzburg 1981, [maschinschriftliche phil. Dissertation], 207, s. v. Lang 300.1.
Kramer 1981b: D. Kramer, Archäologische Feldforschungen in der Steiermark, ZHVSt 72, Graz 1981, 204, s. v. Dexenberg.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz Lang, Nr. 22, Lang-Anfang.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz Lang, Nr. 22, Lang-Dexenberg.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz Lang, Nr. 22, Lang-Lang.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz Lang, Nr. 22, Lang-Schirka.
ZAMG 2017: Prospektionsbericht
Seite geändert am 28.03.2020