ID: LBTI-66182-11 (Leibnitz.66182.4; FKat. 687-186/1); Bezirk: Leibnitz; Gemeinde: Tillmitsch; KG: Tillmitsch; Gst. Nr.: 1982: 1672/45; 1672/46; 1672/47; 1672/48; 1672/49; 1672/50; 1672/54; 1672/67; 1715/1; u. a.; 1987: 1672/50; 1672/54; 1672/67; 1715/1 (Lehmgrube); Flur: Trattenried (1), Ziegelei Guidassoni (2); Fundverbleib: UMJ; Zustand/Status: größtenteils zerstört.

 



Zeitstellung: späte Urnenfelderzeit.
Befund: Reduktionsofen; Siedlung.

Forschungsgeschichte:

1950 Frühjahr: Notgrabung durch den Archäologen Dr. Walter Modrijan.
1982 Februar 10: Begehung durch den Archäologen Gerald Fuchs.
1987: Fundstellenerhebung durch den Archäologen Dr. Gerald Fuchs.
1990 März 26: Begehung durch Dr. Bernhard Hebert, Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für Steiermark, S. Groh und G. Pachler, Landesmuseum Joanneum.
2014: Fundstellenerhebung im Rahmen des Projektes InterArch-Steiermark, KPH.

Lage/Beschreibung:

Die Fundstelle liegt zwischen der westlich und südlich vorbeiführenden Maxlonerstraße und der Schirkastraße im Osten in der Flur Trattenried, Gemeinde Tillmitsch, auf einem flachen Hang.
Der Bereich auf dem sich die Reste eines urnenfelderzeitlichen Eisenschmelzofens, Reduktionsofens, befanden lag auf einem Wiesengrundstück nördlich der ehemaligen Ziegelei Guidassoni. Bedingt durch den fortschreitenden Lehmabbau führte Walter Modrijan im April 1950 nördlich der damaligen Lehmgrube eine Notgrabung durch. In Folge dürften hier keine weiteren Forschungen angestrengt worden sein, denn Bernhard Hebert merkt bei einer Begehung im Jahre 1990 an, dass größere Bereiche, v. a. der zur Zeit der Grabung Modrijan 1950 noch unversehrte, im Norden anschließende Teil, durch den Lehmabbau vollständig vernichtet worden ist. Auf den Parzellen konnten wenige prähistorische Keramikfragmente aufgelesen werden. Fuchs vermerkt in seinem Begehungsbericht vom 10.02.1982, dass die Grundstücksflächen nördlich der ehemaligen Lehmgrube, bis etwa zur nördlichen Grundstücksgrenze von Parzelle 1672/45, und die östlichen Parzellen bis hin zur Schirkastraße eine ausgedehnte urnenfelderzeitliche Siedlung beherbergen und daher noch Ansatzpunkte für weitere Untersuchungen zu bieten hätten. Heute liegt der Bereich der ehemaligen Lehmgrube in einem Waldgebiet, und die Flächen östlich der Grube sind größtenteils verbaut. Die Lage des Erzabbaugebietes konnte bis jetzt noch nicht ermittelt werden.

LBTI-66182-11/1=66182.1950.1: (spät)urnenfelderzeitliche Eisenschmelzanlage.

Nach einer Meldung von stark geschwärzten Stellen auf einem Wiesengrundstück nördlich der Ziegelei Guidassoni durch G. Aigner im April 1950 fand daraufhin eine mehrwöchige Grabung, Grabungsleitung Walter Modrijan, statt. Der Befund erbrachte einen ca. 1 m breiten und 30 m langen Weg der in einer Ecke einer quadratischen Steinsetzung endetete. An der gegenüberliegenden Ecke folgte daraufhin eine ca. 0,50 m tiefe und 1 m im Durchmesser messende, allseitig mehrlagig gepflasterte Grube. Die Grube, die mit Steinen, Sand, Keramikfragmenten, Holzkohle, Limonit und Schlacke verfüllt war, kann als Metallschmelzofen (Windofen, Reduktionsofen) angesprochen werden. In der Umgebung des Ofens wurden gebrannte Lehmstücke aufgedeckt, die vom Ofenbau herrühren. Zwischen und unter den Pflasterungen fanden sich zahlreiche auch verzierte, größtenteils späturnenfelderzeitliche Keramikfragmente (Modrijan 1959). Modrijan (1952) berichtet, dass in der Grube Limonit verhüttet wurde, der ohne Beigabe von Zuschlägen, bei reichlich Verwendung von Holzkohle zum Schmelzen gebracht wurde. Eine qualitative Analyse der Schlacke ergab als Hauptbestandteil Eisen und einen relativ hohen Antimongehalt, was einen niedrigen Schmelzpunkt bedingt. Eine Erhitzungsprobe zeigte, dass die Schlacke bei 900 Grad Celsius vollkommen schmolz.

LBTI-66182-11/2=66182.1982.3 (1987, 1990): urnenfelderzeitliche Siedlung.

Wie aus den Begehungsberichten von Gerald Fuchs aus den Jahren 1982 und 1987 zu entnehmen ist, handelt es sich um eine ausgedehnte urnenfelderzeitliche Siedlung, die östlich und nördlich der Maxlonerstraße bzw. westlich der Schirkastraße liegt und bis etwa zur nördlichen Grundstücksgrenze von Parzelle 1672/45 reicht.


Bibliographie:

BDA Karteikarte.
BDA 1990: Schreiben des Bundesdenkmalamtes, Landeskonservatorat für Steiermark vom 26.03.1990 (GZ.: 193/4/90).
DB 1987: UMJ-ARCH, Datenblätter BH Leibnitz S–Z, Tillmitsch (G. Fuchs 1987).
Fuchs 1982: Begehungsbericht von Gerald Fuchs vom 10.02.1982 (Pläne, Fotos).
Kramer 1981: D. Kramer, Vom Neolithikum bis zur römischen Kaiserzeit, Untersuchungen zur ältesten Besiedlungsgeschichte der Steiermark, mit besonderer Berücksichtigung der mittelsteirischen Höhensiedlungen, 3 Bde., Salzburg 1981, [maschinschriftliche phil. Dissertation], 220 s. v. Tillmitsch 323.2.
Modrijan 1952: W. Modrijan, in: Nachrichtenblatt für die Österreichische Ur- und Frühgeschichtsforschung, Jahrgang I/1952, Heft 3/4, 1952, 17.
Modrijan 1953: W. Modrijan, Neue Ausgrabungen in Steiermark, ZHVSt 44, 1953, 9–13, Abb. 7. (NAS 9–12)
Modrijan 1959: W. Modrijan, Tillmitsch, BH Leibnitz, FÖ 5, 1946–1950, Wien 1959, 70.
Modrijan 1962: W. Modrijan, Eisenbeigaben in den hallstattzeitlichen Steinkistengräbern von Leoben-Hinterberg, Der Anschnitt, Zeitschrift für Kunst und Kultur im Bergbau, Jahrgang 14, Nummer 4, 1962, 40 ff.
Modrijan 1965: W. Modrijan, Steiermark, in: L. Franz & A. R. Neumann (ed.), Lexikon der ur- und frühgeschichtlichen Fundstätten Österreichs, Wien 1965, 162.
Modrijan 1968: EBHS, 61–70.
Modrijan 1971: W. Modrijan, Aus der Ur- und Frühgeschichte der Steiermark, in: Steiermark. Land, Leute, Leistungen, 2. Aufl., Graz 1971, 287–213 (295, Taf. III).
Exkursionsführer anläßlich der Jahrestagung 1961 d. West- u. Süddeutschen Verbandes f. Altertumsforschung in Verbindung mit d. Österr. Arbeitsgemeinschaft f. Ur- u. Frühgeschichte (= Schild von Steier, Kleine Schriften 2), Graz 1961, 43–44, Abb. 29–31.
Reitinger 1965: J. Reitinger, Bibliographie zur Ur- und Frühgeschichte Österreichs (ausgenommen Römerzeit), Band 3 (1939–1960), Wien 1965, 155, Nr. 1068, 1071.
UMJ 1950: Neuerwerbungen 1949–1950, Steiermärkisches Landesmuseum Joanneum in Graz, Sonderausstellung, 1950, 44 Nr. 191.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz T–V, Nr. 49, Tillmitsch-Allgemein.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz T–V, Nr. 49, Tillmitsch-Tillmitsch-Allgemein.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz T–V, Nr. 49, Tillmitsch-Tillmitsch-Parz.2063/1.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz T–V, Nr. 49, Tillmitsch-Tillmitsch-Ziegelei.