ID: LBHB-66425-17 (Leibnitz.66425.2; FKat. 684-192/1); Bezirk: Leibnitz; Gemeinde: Hengsberg; KG: Schönberg; Gst. Nr.: 158 (31/a prov. Nr.); Flur: Kogelfuchs, Koglfuchs; Fundverbleib-1987: UMJ, BDA, tlw. Burgmuseum Deutschlandsberg Inv. A 129, 2001: BDA; BDA-ObjektID: 8010, Bescheid; Zustand/Status-1987: größtenteils ungestört, zum Teil ergraben.


Zeitstellung: prähistorisch, Kupferzeit (Retz-Gajary), ausgehende Kupferzeit (3. Jt. v.Chr.), BZ A.
Befund: Siedlungsschicht, Gruben, Graben, Depotfund.

Forschungsgeschichte:

1987 August 15: Entdeckung durch Ing. Helmut Ecker-Eckhofen bei einer Begehung der Pipelinetrasse.
1987 August 16./17.: Notbergung durch den Archäologen Dr. Gerald Fuchs (Joanneum) und Ing. Helmut Ecker-Eckhofen.
1987 September 22: Untersuchung der Leitungskünette durch das Bundesdenkmalamt, Dr. Bernhard Hebert.
2000: Unterschutzstellung.
2001 März 05: archäologische Versuchsgrabungen auf der Trasse der TAG Loop 2 durch das Bundesdenkmalamt.
2001 Juli: archäologische Grabung im Rahmen des Baues der TAG Loop 2 durch die Fima ARGIS im Auftrag der OMV, nach einer Voruntersuchung durch das Bundesdenkmalamt.
2014: Fundstellenerhebung im Rahmen des Projektes InterArch-Steiermark, KPH.


Lage/Beschreibung:

Die urgeschichtliche Siedlung Koglfuchs liegt auf einer Kuppe bzw. einem nach Südwesten hin ausgerichteten Sporn eines größeren Hügels, größtenteils auf Wiesenflächen. Am bewaldeten Südhang des das Kainachtal vom Laßnitztal trennenden Hügelzuges wurden im Jahr 1987 nördlich der Ortschaft Matzelsdorf nahe dem Gehöft der Familie Fuchs beim Bau der Trans-Austia-Gasleitung 2 (TAG2) drei nahe beieinander liegende archäologische Fundpunkte entdeckt. Die Funde erlauben eine Datierung in die ausgehende Kupferzeit (3. Jt. v.Chr.). Wenig westlich der bereits bekannten Objekte wurden 2001 im Zuge der Errichtung der TAG Loop 2 weitere 6 kupferzeitliche Objekte freigelegt. Die archäologische Untersuchung erfolgte im westlichen Randbereich der Höhensiedlung, deren Zentrum knapp östlich auf der Kuppe der Anhöhe zu vermuten ist.

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Bei der Notbergung durch das Joanneum, Grabungsleitung Gerald Fuchs unter der Mithilfe des Entdeckers, wurden zwei prähistorische Gruben und ein Grabenausschnitt untersucht.

Die Grube Sc1, mit den Ausmaßen von 0,80 x 1,10 x 0,07 m, barg in der Einfüllung wenige Funde. Neben den Keramikfragmenten, darunter ein Fragment mit Furchenstichverzierung (Retz-Gajary), befand sich nur noch Hüttenlehm und Holzkohle.

Die Grube Sc2, mit den Ausmaßen von 1,60 x 1,50 x 0,28 m, wurde im Osten schon früher durch den Leitungsgraben angeschnitten.

Die nur teilweise freigelegte Grabenfüllung Sc3, mit einer Länge von 8,00–9,00 m, einer Mächtigkeit der Schicht von 0,30–0,40 m und einer Breite von 2,50–3,00 m, barg auch sehr wenig Fundmaterial, darunter aber auch 3 Silices. Am Südrand des Grabens befand sich ein Plattensilexdepot mit ca. 15 Stück von importiertem Plattensilex (aus Jurahornstein vom Vorkommen in Baiersdorf in Bayern?) als Rohmaterial zur Steingeräteerzeugung.


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Beim Ausheben des Leitungsgrabens wurde im Westteil der Graben Sc3 in annähernd nord-südlicher Richtung durchschnitten, dabei gingen noch nicht dokumentierte Teile verloren. Der Schnitt wurde am 22.09.1987 „in aller Eile" zeichnerisch aufgenommen da der Bereich am 23.09.1987 zugeschüttet wurde, wie Bernhard Hebert in einer Fundnotiz berichtet. Vom Abhubhaufen wurden einige Kleinfunde, darunter Keramikfragmente, ein Bohrkern (Dm. 1,30 cm, H. 1,40 cm) aus Serpentin, ein Spinnwirtel und ein Silex mit retuschierter Längsseite (L. 3,80 cm) von Anton Steffan aufgelesen. (Abb. siehe B. Hebert, Zur Bodendenkmalpflege in der Steiermark 1987, Mitteilungen der Archäologischen Gesellschaft Graz 2, 1988, 87–88, 121–122 Abb. 2.26.1–7).


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Die archäologische Untersuchung erfolgte im westlichen Randbereich der Höhensiedlung, dessen Zentrum auf der Kuppe der Anhöhe zu vermuten ist. Eigentliche Gebäudereste oder Hüttengrundrisse wurden nicht freigelegt. Objekt 1 ist ein von Südost–Nordwest verlaufender Graben mit einer ergrabenen Länge von 15 m, einer Breite von 6,00–7,00 m und einer Tiefe von 0,60–1,20 m. Der Graben war natürlich entstanden und in der Kupferzeit verfüllt worden. Neben Keramikfragmenten, Hüttenlehm, Holzkohle und ortsfremden Gestein barg der Graben auch Silexfragmente. Eine Verbindung mit dem bereits 1987 aufgedeckten Graben Sc3 ist sehr wahrscheinlich. Die Objekte 2 bis 6 sind unterschiedlich große Gruben, wobei neben Objekt 6 noch ein mögliches Pfostenloch beobachtet werden konnte.

Das Fundmaterial umfasste im Allgemeinen Keramikfragmente mit einem recht schlechten Erhaltungszustand, Hornsteingeräte (Silices), Mahl- und Schleifsteinfragmente, ortsfremdes Gestein, Hüttenlehm und Holzkohle. Die Randprofile entsprechen den in der späteren Kupferzeit geläufigen Typen, dennoch fehlen typischen Formen der Lasinjakeramik. Fuchs (2004) gibt für die Datierung der Keramiken einen Zeitraum zwischen dem Ende der Lasinjakultur und der Frühbronzezeit an.

Bibliographie:

ALFS 1987: G. Fuchs, I. Kainz, Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, Projekt P 5829, Archäologische Landesaufnahme und digitaler Fundkataster für Steiermark, Projektleiter E. Hudeczek, Jahresbericht 1987, 34.

BDA 2000: Bescheid des Bundesdenkmalamtes vom 21.06.2000 (Zl.: 39.037/2/2000), Unterschutzstellung.
BDA 2001: Aktenvermerk des Bundesdenkmalamtes vom 06.03.2001 (Zl.: 9.967/4/2001).
DB 1987: UMJ-ARCH, Datenblätter BH Leibnitz A–R, Hengsberg (G. Fuchs 1987; 08.06.1989).
Fuchs 1987: Grabungsbericht, Zeichnungen etc.
Fuchs 1988: G. Fuchs, KG Schönberg, OG Hengsberg, VB Leibnitz, FÖ 26, 1987, Wien 1988, 202 ff.
FÖ 2002: KG Schönberg, OG Hengsberg, VB Leibnitz, Leitung: Gerald Fuchs, FÖ 40, 2001, Wien 2002, 49.
Fuchs 2002: G. Fuchs, KG Schönberg, MG Hengsberg, VB Leibnitz, FÖ 40, 2001, Wien 2002, 587 ff.
Fuchs 2004: G. Fuchs mit Beiträgen von S. Ehrenreich, Th. Einwögerer und W. Postl, Die kupferzeitliche Siedlung beim vulgo Kogelfuchs in der KG Schönberg, MG Hengsberg, VB Leibnitz, Steiermark, FÖ 42, 2003, Wien 2004, 93–112.
Hebert 1987: Fundnotiz von Dr. B. Hebert vom 22.09.1987 (Zl. 1702/87).
Hebert 1988: B. Hebert, Zur Bodendenkmalpflege in der Steiermark 1987, Mitteilungen der Archäologischen Gesellschaft Graz 2, 1988, 87–88, 121–122 Abb. 2.26.1–7.
JJ 1987: 161.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz Hengsberg, Nr. 19, Hengsberg-Schönberg.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz Hengsberg, Nr. 19, Hengsberg-Schönberg-Parz158.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz Hengsberg, Nr. 19, Hengsberg-Schrötten-Leitersdorf.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz Hengsberg, Nr. 19, Hengsberg-Pläne.